Stammzelltransplantation
Stammzelltransplantation

Global vernetzte Spenderzellen

Das Feld rund um die Stammzelltransplantation gehört zu einem der komplexesten und hoch spezialisiertesten Bereiche der Medizin. Mit der Transplantation eines fremden Blut- und Immunsystems lassen sich bösartige Bluterkrankungen heilen, die ansonsten als unheilbar gelten. Auch in Sachen Immuntherapie bewegt sich viel. „In den letzten Jahren hat das Ordensklinikum Linz als Onkologisches Leitspital Oberösterreichs in den Berichten des Österreichischen Instituts für Gesundheitswesen immer einen der ersten beiden Plätze belegt“, so der Ärztliche Direktor der Elisabethinen, Michael Girschikofsky.

red

Interessantes Faktum: „Auch in den zwei Jahren während der Corona-Pandemie sind die Transplantationszahlen nicht zurückgegangen, zumindest nicht am Ordensklinikum Linz“, so Girschikofsky. 2020 wurden 130 Patient:innen transplantiert, im Jahr 2021 waren es 124. Zusätzlich wurden in diesem Jahr auch sieben Behandlungen mit der neuen zellulären Therapie (CAR-T) durchgeführt, was insgesamt Rang zwei im Ranking für heimische Transplantationszentren bedeutet.

Der Standort Elisabethinen, umgangssprachlich von den Oberösterreichern gerne „Liesln“ genannt, war vor 30 Jahren eines der ersten Krankenhäuser, die in Österreich Stammzelltransplantationen durchgeführt haben. Zuvor hatten das AKH Wien, das LKH Graz und die Uniklinik in Innsbruck Stammzellen transplantiert. Mittlerweile hat sich das Zentrum am Onkologischen Leitspital Oberösterreich als eines von vier Zentren für allogene Stammzelltransplantation (AKH Wien, LKH Graz, LKH Innsbruck, Ordensklinikum Linz Elisabethinen) etabliert, die Stammzellen werden weltweit auch an andere Transplantzentren geliefert. 
 „Aufgrund der geringen Wahrscheinlichkeit, dass Spender und Empfänger für eine Transplantation perfekt zusammenpassen, werden Spenderdatenbanken international vernetzt“, erklärt Girschikofsky weiter. Durch diese internationale Vernetzung stehen die Chancen gut, passende Spender zu finden. 

Entscheidender Faktor Zeit

Grundsätzlich unterscheidet man bei der Stammzelltransplantation zwischen autologer (Spender und Empfänger sind eine Person) und allogener (Familien- oder Fremdspender) Stammzelltransplantation. In den vergangenen Jahren hat die Behandlung von Krebspatienten durch die CAR-T-Zelltherapie, also die neuartige Krebsimmuntherapie mit gentechnisch veränderten Zellen, noch einmal einen großen Entwicklungssprung nach vorne gemacht.  „Je nach Erkrankung werden zur Transplantation die körpereigenen Stammzellen oder körperfremden Stammzellen verwendet. Wichtig für eine Heilung ist die frühzeitige Vorstellung der Patient:innen zur Stammzelltransplantation“, so Andreas Petzer, Vorstand der Abteilungen Interne I für Hämatologie mit Stammzelltransplantation, Hämostaseologie und Medizinische Onkologie. War es zu Beginn der Stammzelltransplantationen nur möglich, Eigenspenden zu transplantieren, führte der Weg über mögliche Fremdspender bis hin zur neuen CAR-T-Zelltherapie. Letztere ermöglicht Patient:innen eine Behandlung, für die bislang sonst keine kurative Therapie mehr in Frage kommt. 

Ingesamt 1944  Stammzelltransplantationen wurden in den vergangenen 30 Jahren bei den Elisabethinen in Linz durchgeführt, davon 1154 autologe, 778 allogene und 12 Mal eine Zelltherapie mit CAR-T-Zellen. Bei diesem neuen Verfahren werden den Patient:innen zunächst Immunzellen entnommen und diese anschließend im Reagenzglas gentechnisch so verändert, dass sie Oberflächenmerkmale der Tumorzellen der Patient:innen nach Rücktransfusion in den Körper rasch erkennen, an die Krebszellen andocken können und diese abtöten.
„Allogene Stammzelltransplantationen werden in Oberösterreich ausschließlich am Ordensklinikum durchgeführt und sind eine der Kernkompetenzen unseres Hauses. Mit fast 2000 Stammzelltransplantationen besitzen wir eine hohe Expertise in diesem spitzenmedizinischen Bereich – das kommt letztendlich unseren Patient:innen zugute“, so Petzer. In diesem komplexen Gebiet der Hämato-Onkologie wird permanent geforscht. „Die medizinischen Fortschritte in den letzten Jahren und Jahrzehnten haben die Überlebenschancen der Patient:innen deutlich erhöht“.

Stammzellen spenden in Österreich

Zum einen können für eine Spende verwandte Personen wie Geschwister, Eltern oder Kinder in Frage kommen. Die Spender*innen müssen zwischen 18 und 70 Jahre alt und körperlich fit sein.

Für eine Fremdspende (allogene Stammzelltransplantation) kommen zum anderen grundsätzlich alle gesunden Personen in Frage, ein Eintrag in ein Register ist zwischen 18 und 45 Jahren möglich. Die Daten der Spender:innen werden weltweit abgeglichen, bei Übereinstimmung erfolgt die Stammzellspende in einem Entnahmezentrum. Durchschnittlich findet sich binnen 25 Tagen ein/e Fremdspender, in nur zehn Prozent der Fälle ist die Suche erfolglos. In Oberösterreich ist das Krankenhaus der Elisabethinen das Entnahmezentrum. In den letzten 30 Jahren wurden von 20 österreichischen Fremdspender Stammzellen entnommen - 17 Mal periphere Stammzellen, dreimal Knochenmark - und an ein externes Transplantationszentrum verschickt. Sieben Spenden sind in Österreich geblieben, 13 ins Ausland gegangen. In Österreich sind derzeit 110.000 Spender registriert.

Stammzellenspende ÖRK

 
© medinlive | 20.04.2024 | Link: https://app.medinlive.at/index.php/wissenschaft/global-vernetzte-spenderzellen