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Probleme bei PCR-Tests in ganz Österreich

Nicht zuletzt die hohen Infektionszahlen und ein sehr hohes Aufkommen von positiven Proben bringen die meisten PCR-Test-Angebote in Österreich nach wie vor an ihre Leistungsgrenzen. Auch Niederösterreich, die Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Salzburg melden nach wie vor Probleme. Der angekündigte Lockdown könne zu einer Entspannung beitragen – so die Hoffnung in Salzburg – weil dann weniger Menschen einen PCR-Test als Bestätigung benötigten.

mil/Agenturen

NÖ: weiterhin teils große Verzögerungen bei Auswertung

In Niederösterreich verzögert sich die PCR-Testauswertung wegen hoher Infektionszahlen weiter zum Teil erheblich. „Das Land arbeitet mit seinem Vertragslabor Novogenia auf Hochdruck daran, die Situation zu verbessern. Eine Lösung ist in Sichtweite“, teilte das Büro von Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) auf Anfrage mit, ohne Details zu nennen. Bei „NÖ gurgelt“ in Kooperation mit der Handelskette Spar und Novogenia herrsche derzeit eine „stabile Versorgungslage“.

„Dem Phänomen des Hortens, dass uns sowohl bei den PCR-Automaten als auch zu Beginn von 'NÖ gurgelt' begleitet hat, konnte ein Riegel vorgeschoben werden“, wurde erklärt. Am Montag wurden 270.000 Tests in Kits zu je zehn Stück ausgegeben, am Dienstag 140.000 und am Mittwoch 110.000. Nachdem zu Wochenbeginn der Vorrat in einigen Märkten zur Neige ging, waren am Mittwoch nach Angaben des Landes in allen teilnehmenden Märkten Sets verfügbar.

„Ab nächster Woche werden bis zu zwei Millionen Testkits wöchentlich zur Verfügung stehen“, verwies das Land darauf, dass aktuell im Spar-Lager in Loosdorf 70 Mitarbeiter der Handelskette und 50 Bundesheerkräfte täglich 150.000 Tests verpacken. „Die Verfügbarkeit von Testkits ist damit sichergestellt“, hieß es vom Büro der Gesundheitslandesrätin.

Nadelöhr Laborkapazitäten

„Ein wirkliches Nadelöhr sind allerdings aufgrund des hohen Infektionsgeschehens die Laborkapazitäten bei der Probenauswertung“, wie auch in anderen Bundesländern zu beobachten sei, hieß es vonseiten des Landes. Ursache ist den Angaben zufolge ein sehr hohes Aufkommen von positiven Proben, weshalb ein gemeinsames Analysieren (Pooling) in sehr vielen Fällen nicht mehr möglich ist. Auch bei Apotheken lassen Testergebnisse teilweise länger auf sich warten.

In den nächsten Wochen sollen weitere Spar-Filialen mit der Ausgabe von PCR-Gurgeltests starten. Seit Donnerstagnachmittag sind die Kits in den Märkten in Kematen an der Ybbs und Waidhofen an der Ybbs im Mostviertel erhältlich. Ab nächster Woche wird es in St. Pölten einen zweiten Ausgabestandort geben. Zudem können seit dieser Woche die Proben in allen Spar-Märkten abgegeben werden.

Weiter Verzögerungen auch in der Steiermark

In der Steiermark hat es am Donnerstag noch immer Verzögerungen bei der Testabnahme wie auch der Auswertung der PCR-Tests gegeben. „Wir haben das 24-Stunden-Ziel bis zum Testergebnis noch nicht wieder erreicht, aber wir hoffen auf Entlastung ab der nächsten Woche“, so Testkoordinator Harald Eitner auf APA-Anfrage. Dann werde in Graz ein Auswertungslabor eröffnet, das „ausreichend Kapazitäten für die in der Steiermark anfallenden Tests“ zur Verfügung stellen soll.

„Die Maschinen und die 40 Arbeitskräfte stehen bereit", so Eitner. An den Corona-Teststraßen des Landes herrsche nach wie vor "reger Andrang". Zu den Stoßzeiten in den Morgenstunden und am späten Nachmittag komme es zu größeren Staus mit Wartezeit um eine Stunde. „Wir versuchen zwei getrennten Schlangen für vorangemeldete und spontane Testungen zu führen, räumlich ist das aber nicht überall möglich. Und wir kämpfen auch mit Mangel an Personal, das die Einhaltung der Schlange überwacht“, so Eitner.

An den steirischen Teststraßen wurden in der vergangenen Woche insgesamt 128.180 PCR-Testungen verzeichnet. Zudem wurden in der Vorwoche 26.245 PCR-Heimgurgeltests und 71.682 Antigen-Schnelltests durchgeführt. In den steirischen Apotheken wurde in der Vorwoche insgesamt 58.908 Mal getestet.

Noch große Probleme bei Auswertung in Salzburg

Im Bundesland Salzburg gibt es ebenfalls nach wie vor große Probleme bei den PCR-Tests. Wegen des großen Andrangs schaffen Labors die zeitgerechte Auswertung nicht mehr. Betroffen davon sind Apotheken und „Salzburg gurgelt“. Keine zeitlichen Verzögerungen gibt es offenbar bei den landesweit 14 Teststationen des Roten Kreuzes. „Da funktioniert es“, sagte ein Sprecher des Landes am Donnerstag. Die Übermittlung der Testergebnisse erfolge mit Unterstützung eines Wiener Labors zeitgerecht.

Anders sieht die Lage bei den Apotheken und bei „Salzburg gurgelt“ aus. Wegen Überlastung der beauftragten Labors können viele Tests nicht zeitgerecht ausgewertet werden. Nur fünf von 30 Apotheken in der Stadt Salzburg bieten derzeit PCR-Tests an, am Land sei es eine Handvoll, erklärte ein Sprecher der Salzburger Apothekerkammer auf APA-Anfrage. Jene fünf Apotheken in der Stadt, wo noch ein PCR-Test möglich ist, könnten auf ein Labor in Salzburg zurückgreifen, das noch Kapazitäten frei hat.

„Wir gehen davon aus, dass sich die Situation aufgrund des angekündigten Gesamt-Lockdowns entspannen wird“, erklärte der Sprecher. Antigentests, die für die 3G-Regel am Arbeitsplatz gelten, können die Apotheken nach wie vor anbieten. In circa 60 von 94 Apotheken in Stadt und Land Salzburg werden solche Tests durchgeführt,“"in 20 Minuten ist das Ergebnis da“.

Die hohe Positivrate stellt das Biotech-Labor Novogenia, das die Tests von „Salzburg gurgelt" abwickelt, weiterhin vor großen Herausforderungen. Auch in Salzburg stößt das Pooling-Verfahren an seine Grenzen, die Situation hat sich auch am Donnerstag noch nicht gebessert, wie ein Sprecher des Eugendorfer Unternehmens erklärte. Die Getesteten müssen zum Teil weiterhin erhebliche Zeitverzögerungen bis zur Übermittlung ihres PCR-Testergebnisses in Kauf nehmen. Der angekündigte Lockdown könne zu einer Entspannung beitragen, weil dann weniger Menschen in dieser Zeit einen PCR-Test als Bestätigung benötigten, hieß es.

Tirol arbeitet an Gurgel-Selbsttestsystem

Aus Tirol hat es am Donnerstag in Sachen Corona-Tests geheißen, dass die Auslastung in den PCR-Testzentren „sehr gut“ sei - in den Ballungszentren gebe es noch freie Kapazitäten. Die Behörde verwies darauf, dass an einem PCR-Gurgel-Selbsttestsystem gearbeitet werde, um die Kapazitäten zu erhöhen. Erst am Mittwoch war aber bekannt geworden, dass jenes Labor, das den Zuschlag erhielt, sich zur Umsetzung nicht in der Lage sehe.

Derzeit konzentriere man sich aufgrund des Infektionsgeschehens vorwiegend darauf, positiv getestete Personen abzusondern. Betroffene würden daher eine SMS bekommen, damit sie möglichst rasch informiert seien. Arbeitnehmer, die einen 3G-Nachweis benötigen, könnten als Alternative einen Antigentest machen.

Vorarlbergs Testlandschaft ist weiter eine Baustelle

In Vorarlberg gibt es ebenfalls nach wie vor Schwierigkeiten bei den PCR-Testungen. In den Apotheken laufen laut einem APA-Rundruf die Telefone heiß, der Informationsbedarf der Bevölkerung ist enorm. Und noch immer treffen PCR-Ergebnisse erst ein, wenn diese ihre Gültigkeit bereits verloren haben. Beim Land Vorarlberg zeigte man Verständnis für den Unmut in der Bevölkerung. Die Situation habe sich insgesamt gebessert, aber noch könnten längere Wartezeiten nicht ausgeschlossen werden.

„Einen Tag läuft es gut, dann wieder miserabel. Die Labore sind am Anschlag“, so die Auskunft in einer der Apotheken. Nach wie vor kämpften Labore mit Kapazitätsproblemen, hervorgerufen durch Personalmangel, aber auch durch zu wenige Geräte. Teilweise gab es einen Mangel an Testmaterial, etwa bei Teströhrchen. „Größtes Problem ist aber, dass 1450 überlastet ist und uns dann in der Folge das Pooling zusammenbricht“, erklärte ein Bregenzer Apotheker. „Wenn man daheim einen Antigen-Test macht und der positiv ausfällt, sollte man eigentlich 1450 anrufen und dort einen behördlichen Einzeltest vereinbaren. Weil 1450 derzeit aber schwer erreichbar ist, machen die Leute einen PCR-Gurgeltest und werfen ihn in der Apotheke ein. So kommen viele positive Proben in unseren Gurgel-Pool“, erläuterte der Apotheker das Problem. Er hoffte, dass der Bund zumindest vorübergehend die Antigen-Tests wieder zulassen wird, „das würde Druck herausnehmen“.

In den Schulen ist man ebenfalls noch nicht zufrieden. „Es ist besser als in der Vorwoche, aber noch nicht, wie es sein sollte“, so die Einschätzung einer Sprecherin der Bildungsdirektion. Der Großteil der Ergebnisse treffe inzwischen pünktlich ein, nach wie vor kämen Resultate vereinzelt aber erst am Nachmittag, darunter seien leider auch diese Woche positive Tests gewesen. Insgesamt sind in Vorarlberg derzeit 22 Schulklassen in Absonderung, in 213 Fällen lieferten die Schultestungen diese Woche ein positives Ergebnis. Das Bildungsministerium führe weiter Gespräche mit dem Vertragspartner.

Das Land Vorarlberg zeichnete vom Test-„Konzert“ ein gemischtes Bild. Bei den Gurgeltests sei man leider nicht dort, wo man hinwolle, räumte ein Sprecher ein. Hier gebe es noch immer Wartezeiten, auf die man aufgrund der Auswertung bei Laboren außerhalb Vorarlbergs wenig Einfluss habe. Bei den Screening-Tests sei das ebenso der Fall, hier laufe es einen Tag gut, einen anderen wieder nicht. Sehr gut klappe es dagegen bei den im Land ausgewerteten behördlichen Tests. Die Gesundheitshotline 1450 kann nach Landesangaben derzeit noch alle Anrufe bewältigen. Weil aber teilweise über 12.000 Anrufe binnen 24 Stunden eingingen, gebe es auch hier Wartezeiten, man bitte um Geduld.

Gurgeltest-Konsortium verspricht Verbesserungen

Nach tagelangen Lieferschwierigkeiten und Verzögerungen bei der Auswertung der PCR-Gurgeltests hat das zuständige Konsortium bei einer Krisensitzung am Freitag Verbesserungen versprochen. Wie Gerd Kurath vom Landespressedienst Kärnten vor Journalisten sagte, will das Konsortium um 120 Mitarbeiter aufstocken und neue Geräte anschaffen, weiters sollen im Poolingverfahren statt zehn Tests nur noch sechs "gepoolt" werden, um beim Nachtesten Zeit zu sparen.

"Das Konsortium, vertreten durch Franz Öller, hat uns versichert, binnen spätestens zehn Tagen 100 Prozent der Tests zeitgerecht auszuwerten", erklärte die Kärntner Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) nach der Sitzung. Aktuell würden drei Viertel der abgegebenen Tests innerhalb der erforderlichen 24 Stunden ausgewertet sein, für das restliche Viertel braucht das Labor derzeit bis zu 30 Stunden. In Kärnten werden die Gurgeltests in 101 Spar-Filialen und 102 Apotheken ausgegeben, wegen der Querelen hatte Apothekerkammer-Präsident Paul Hauser zuletzt sogar mit einem Ausstieg gedroht. Das ist nun aber vom Tisch.

Kurath appellierte auch an die Bezieher der Tests, diese auch durchzuführen - es dränge sich nämlich der Verdacht auf, dass die Tests abgeholt und dann regelrecht gehortet werden: "Anscheinend hat sich so mancher mit mehreren E-Mail-Adressen registriert, um mehr Tests zu bekommen." Pro Person und Woche können drei Tests abgeholt werden, neue Tests gibt es erst, wenn man mindestens zwei Testkits wieder retourniert hat. 77.130 Personen in Kärnten haben sich für die Gurgeltests registrieren lassen, etwas mehr als 34.000 Personen haben bereits Tests abgegeben. Das bedeute, dass mehr als 40.000 Angemeldete das noch nicht getan haben.

Harald Eitner, zuständig für die Koordination der Test- und Impfstraßen in der Steiermark, sagte am Freitag nach Gesprächen mit den Vertragspartnern, dass die Abläufe "optimiert" worden seien. Im Laufe der Woche sei bei der Geschwindigkeit der Zustellung des Testergebnisses eine deutliche Verbesserung erzielt worden. Vor wenigen Tagen noch lagen etwa ein Viertel der Ergebnisse der abgegebenen Gurgeltests erst 30 bis 35 Stunden nach der Abgabe vor. Am Montag eröffne ein neues Labor in Graz, für das das Personal und die Maschinen schon bereitstünden. Damit "sollte es dann gar keine Probleme mehr mit den 24 Stunden geben", so Eitner. Er sagte auch, dass die ausgegebenen Tests - bisher rund 400.000 Stück in der Steiermark - aufgebraucht und nicht gehortet werden sollten. Außerdem bitte man die Bevölkerung die Proben nicht mehr in den Karton zu geben, sondern sie nur im Plastiksäckchen einzuwerfen. Damit werde beim Auspacken viel Zeit gespart, meinte Eitner.

 
© medinlive | 23.04.2024 | Link: https://app.medinlive.at/gesellschaft/probleme-bei-pcr-tests-ganz-oesterreich