Es sei wichtig, Strukturen zu haben, die tatsächlich diesen Belastungen standhalten. Das Zusammenwirken habe „dafür gesorgt, dass wir gut durch die Krise gegangen sind“, hob Nehammer hervor. In Sachen Finanzausgleichsverhandlungen und Gesundheitsreform gebe es „wirklich Fortschritte“, er könne aber noch nicht mehr sagen. Der Kanzler ortete jedoch bei allen Beteiligten das „Bewusstsein, dass wir diese Herausforderungen angehen“.
„Apothekerinnen und Apotheker üben nicht nur einen vielfältigen, sondern einen unverzichtbaren Beruf aus“, hielt Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer Videobotschaft fest. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten einen entscheidenden Beitrag dafür, „dass unser Gesundheitssystem funktioniert“, dankte er der Apothekerschaft „für diesen unermüdlichen Einsatz“.
Auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) gratulierte bei dem Kongress in den Hallen der Messe Wien zum 75er. „Sie sind damit gleich alt wie die WHO, das zeigt die Bedeutung der Apothekerkammer“, sagte er. Sie seien auch am Wochenende und in der Nacht für die Bevölkerung da und haben „in der Pandemie bewiesen, was sie können“. Im vergangenen Herbst und Winter, als es um den Medikamentenmangel ging, hätten die Apotheker „mit ihrer ureigenen Kompetenz der magistralen Zubereitung“ Abhilfe geschaffen, vor allem mit der hauseigenen Herstellung von Medikamenten für junge Patientinnen und Patienten.
Impfen auch in Apotheken
Rauch kündigte an, die Novelle des Apothekengesetzes im Herbst finalisieren zu wollen, das bedeute ein Inkrafttreten mit Beginn des nächsten Jahres. Er erwähnte Verbesserungen in der Versorgung im ländlichen Raum und einen Ausbau der persönlichen Beratungsfunktion der Apotheker. „Warum soll es nicht möglich sein, dass Impfen auch in Apotheken möglich ist?“, brachte er einen weiteren Wunsch der Apothekerkammer auf die Agenda, den die Ärztekammer aber bisher ablehnt. Er werde „dran bleiben“, versicherte Rauch.
„Wir sind und fühlen uns jung“, betonte Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums. Die Apotheken seien eine wichtige Schnittstelle zwischen Ärzt:innen und Patient:innen und die Kammer eine wichtige Schnittstelle zwischen Politik und Gesellschaft. Täglich würden laut Mursch-Edlmayr rund 500.000 Personen eine Apotheke besuchen. Die am 23. Juni 1948 konstituierte Österreichische Apothekerkammer vertritt heute 6.800 angestellte und selbstständige Apothekerinnen und Apotheker in rund 1.400 Apotheken.
„Die Versorgung der Patientinnen und Patienten ist nicht mehr so sicher wie sie in den vergangenen Jahren war“, erläuterte Mursch-Edlmayr. Die Sanierung des Gesundheitssystems könne nur mit den Apothekern vonstatten gehen, forderte sie vor Vertretern aus Politik, heimischer sowie deutscher und Schweizer Apothekerschaft, Wissenschaft und Pharmaindustrie. „Wir übernehmen Verantwortung. Wir sind Versorger, aber wir sind auch Unternehmer“, kritisierte sie, dass es in den vergangenen zehn Jahren „keine Ertragsverbesserungen“ für die Apotheken gegeben habe und dass die Branche unter dem Fachkräftemangel leide. Für den bis Samstag dauernden Fest- und Fortbildungskongress der Apothekerkammer sind rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet.