„Statistik Austria“-Bericht

Mehr Minderjährige erhielten 2022 Hilfe wegen Erziehungsproblemen

Im vergangenen Jahr haben wieder mehr Kinder und Jugendliche in Österreich mit ihren Familien Unterstützung wegen Problemen in der Erziehung erhalten. 42.973 Minderjährige erhielten 2022 Hilfe von der Kinder- und Jugendhilfe. Das waren um 1.247 (plus 3,0 Prozent) mehr als im Jahr davor, berichtete die Statistik Austria am Freitag. Eine leichte Zunahme gab es auch bei der Zahl der Fremdunterbringungen.

red/Agenturen

Ist das Wohl eines Kindes oder Jugendlichen in der Familie gefährdet, wird durch verschiedene Betreuungsformen der Kinder- und Jugendhilfe versucht, die Familie so weit zu stärken und zu unterstützen, dass eine außerfamiliäre Unterbringung verhindert werden kann. Das Angebot reicht von Familienintensivbetreuung, sozialpädagogische Familienhilfe, Elterntraining bis zur Einzelbetreuung. Kann der Verbleib in der Familie nicht mehr aufrechterhalten werden, muss die Kinder- und Jugendhilfe volle Erziehung in Form der Betreuung außerhalb der Familie anordnen. Das betraf im vergangenen Jahr 12.888 Minderjährige. Sie erhielten Unterstützung in Form der Betreuung bei Pflegepersonen oder in sozialpädagogischen Einrichtungen. Laut Statistik Austria gab es hier ein Plus von 17 Betroffenen (plus 0,1 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2021. 61,2 Prozent dieser Kinder und Jugendlichen lebten in Einrichtungen, 38,8 Prozent bei Pflegepersonen.

Sowohl in der Unterstützung der Erziehung (53,7 Prozent) als auch in der vollen Erziehung (53,2 Prozent) lag der Anteil der Buben über jenem der Mädchen. Nach Altersgruppen unterschieden, war im Rahmen der Unterstützung der Erziehung mehr als die Hälfte (50,7 Prozent) der betreuten Kinder und Jugendlichen sechs bis 14 Jahre alt. Der Anteil der 14- bis 18-Jährigen lag bei 27,1 Prozent, jener der unter Sechsjährigen bei 22,1 Prozent. In der vollen Erziehung entfiel auf die Sechs- bis 14-Jährigen (44,0 Prozent) und die 14- bis 18-Jährigen (41,5 Prozent) ein annähernd gleich hoher Anteil, während die Jüngsten nur 14,5 Prozent ausmachten.

Jugendliche, die bereits von der Kinder- und Jugendhilfe unterstützt wurden, können nach Erreichen der Volljährigkeit im Bedarfsfall weiter Hilfe erhalten. Im Jahr 2022 wurden 2.260 junge Erwachsene (18- bis 21-Jährige) in sozialpädagogischen Einrichtungen oder von Pflegepersonen betreut und 1.350 derselben Altersgruppe in der Familie - also ambulant - unterstützt. Bei dieser Form der zeitlich verlängerten Hilfestellung, auf die kein Rechtsanspruch besteht, ist die Anzahl der Betreuten gegenüber dem Vorjahr im stationären Bereich ebenfalls um 139 Personen bzw. 6,6 Prozent gestiegen, während sie im ambulanten Bereich gleichgeblieben ist. Anders als bei den Minderjährigen war bei den jungen Erwachsenen der Anteil der weiblichen Unterstützten im stationären Bereich ausgeglichener (48,8 Prozent) und im ambulanten Bereich sogar höher als jener der männlichen (55,0 Prozent).

Betreuungsquoten der Bundesländer divergieren

In den Bundesländern stellte die Statistik Austria große Unterschiede bei den Betreuungsquoten fest. Während im Bereich der Unterstützung der Erziehung Niederösterreich mit 26,0 Prozent den höchsten Anteil betreuter Kinder und Jugendlicher hatte, lag bei der vollen Erziehung Wien mit 31,9 Prozent deutlich vor den anderen Bundesländern.

Wird die Anzahl der betreuten unter 18-Jährigen in Relation zur gleichaltrigen Wohnbevölkerung gesetzt, zeigt sich eine große Bandbreite bei den Betreuungsquoten. Bei der Unterstützung der Erziehung kamen in Kärnten 2022 auf 1.000 Minderjährige 40,3, in Oberösterreich hingegen nur 16,8 betreute Kinder und Jugendliche. Der Bundesländerdurchschnitt liegt bei 27,4. In der vollen Erziehung reichte dieser Wert von 12,1 in Wien bis 5,7 in Oberösterreich und Vorarlberg. Hier liegt der Durchschnitt bei 8,2.

Auch bei der Zuerkennung der Hilfen für junge Erwachsene gab es 2022 deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern: Erhielten in Tirol 12,0 von 1.000 18- bis 21-Jährigen weiterhin professionelle Unterstützung, während sie in ihrer Herkunftsfamilie lebten, kam eine solche Unterstützung in Niederösterreich und Wien praktisch nicht zur Anwendung. Im Bereich der außerfamiliären Betreuung lag die Quote zwischen 13,5 (Kärnten) und 5,0 (Burgenland) jungen Erwachsenen.

Durch die Zunahme der Zahl der betreuten Kinder und Jugendlichen stiegen auch die finanziellen Aufwendungen. Die Ausgaben für Erziehungshilfen - wie Unterstützung der Erziehung, volle Erziehung, Hilfen für junge Erwachsene - betrugen im Jahr 2022 insgesamt 796,0 Millionen Euro, das ist ein Plus von 37,0 Millionen Euro bzw. 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unter Berücksichtigung der Einnahmen aus Kostenersätzen durch Unterhaltspflichtige (46,2 Millionen Euro) verblieben den Ländern und Gemeinden Nettoausgaben von 749,8 Millionen Euro. Wien hatte den größten Anteil daran (26,0 Prozent), gefolgt von der Steiermark (15,4 Prozent) sowie Niederösterreich (15,1 Prozent). Drei Viertel der Ausgaben insgesamt entfielen auf die volle Erziehung, ein Viertel wurde für Unterstützung der Erziehung ausgegeben.