Pflege

Mehr Stolz für Pflegeberuf

„Du arbeitest als Pflegerin. Wow, das könnte ich nicht, täglich Hintern auszuputzen“. Mit Sätzen wie diesen sind Pfleger:innen häufig konfrontiert. Während sich der Pflegeberuf und sein Aufgabenfeld in den vergangenen Jahren stark verändert hat, halten sich viele Klischees beharrlich. Auch Aufklärungskampagnen ändern daran wenig. Mit welchen Ressentiments man im Pflegeberuf konfrontiert ist und wie die Realität aussieht, erzählt die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin Caroline Wolfsohn in dem podcast #pflegeistemehr der Barmherzigen Brüder Wien.

ct/Agenturen

Das Bild der Pflegekraft, die „nur Hintern abwischt“, Tee kocht oder mit Ärzten flirtet hält sich hartnäckig. „Dabei ist das Thema der Exkremente noch die kleinste Herausforderung“, so Wolfsohn, die seit 16 Jahren den Pflegeberuf ausübt, derzeit in der internen Station im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder.

Vieles hat sich in den letzten Jahrzehnten am Berufsbild geändert. Während in den Anfängen der Pflegearbeit vor allem um die Grundversorgung: Körperpflege, Nahrung, Spazieren und Plaudern im Fokus lag, geht es jetzt auch mehr um medizinisches Fachwissen. Neben Wundversorgung, steht da etwa die Vorbereitung und Verabreichung von Medikamenten, Blutabnahme oder das Schreiben von EKGs am Plan.

Pflegekräfte sind heutzutage mehr in der klinischen Schiene und stärker in Prozesse der Diagnostik und Therapie eingebunden. Grund dafür ist auch der Paragraph 15, aber auch das veränderte Curriculum in der Ausbildung. Der §15 umfasst die Kompetenzen bei medizinischer Diagnostik und Therapie, die der gehobene Dienst eigenverantwortlich, also ohne Aufsicht und Kontrolle eines Arztes, durchführt. Lediglich die Anordnung der Tätigkeit hat von einem Arzt schriftlich zu erfolgen.

Abstand zur Grundversorgung

Außerdem ist seit einigen Jahren eine Entwicklung in der Pflege zu beobachten, die auch als Professionalisierung und Akademisierung bezeichnet wird. Bedeutsam dabei ist die Entstehung von Pflegestandards und die wachsende Zahl von Studiengängen. Wolfsohn beobachtet aber unten den Diplomierten Krankenpflegern einen „Abstand zur Grundversorgung“. Dabei sei gerade diese wichtig für die Prävention. „Wenn man den Patient:innen nicht angreift und von der Haarspitze bis zur Zehenwurzel gesehen hat, kann man manche Gefahrenquellen nicht erkennen“, so die DGKP. 

Auch die Geschlechterrollen haben sich in den letzten Jahren geändert. Der Pflegeberuf ist nicht mehr der reine Frauenberuf.Immer mehr Männer gehen in die Pflege, das Bild wird ausgewogener. Und die Pflegekräfte seienselbstbewusster als früher. „Sie schauen mehr auf ihr Wohlbefinden, haben klare Vorstellungen und fordern ein, was ihnen gut tut“, so Wolfshohn. Vor zehn Jahren wäre dies undenkbar gewesen. Da hätte sich niemand initiativ getraut wegen Urlaub zu fragen. Dennoch fehle es am Stolz für den Beruf, so die DGKP. Denn Stolz könne man ihrer Ansicht nach zu Recht sein für eine Arbeit, die auf verschiedensten Ebenen herausfordernd und bereichernd sein kann.

Weiterhören:
Pflegepodcast

medinlive ist bestrebt, eine Vielzahl von Leserbriefen zu veröffentlichen.
Wir würden gerne wissen, was Sie über diesen oder einen anderen unserer Artikel denken.
Welche Erfahrungen haben Sie in der Zusammenarbeit mit Pfleger:innen gemacht und welchen Klischees sind sie dabei begegnet?
Schreiben Sie uns auf: redaktion@medinlive.at.
Folgen Sie unseren Beiträgen auch auf Facebook, Twitter und LinkedIn.

TAGS:
WEITERLESEN:
„Brauchen jetzt den großen Wurf"
Rekordwerte bei Krankenständen
Pflege pexels
Auch die Geschlechterrollen haben sich in den letzten Jahren geändert. Der Pflegeberuf ist nicht mehr der reine Frauenberuf.Immer mehr Männer gehen in die Pflege, das Bild wird ausgewogener.
pexels