Pflege

Österreichs Pflegeheimbewohner mit schlechtem Gesundheitszustand

Die Bewohner von Österreichs Pflege- bzw. Altersheimen dürften im internationalen Vergleich einen schlechten Gesundheitszustand aufweisen. Laut den einer Untersuchung des Instituts für Pflegewissenschaften der MedUni Graz zugrunde liegenden Daten haben sie im Vergleich zu den Niederlanden und Großbritannien die höchste Adipositas-Rate, 71 Prozent haben Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

red/Agenturen

Die Studie von Franziska Großschädl und ihren Co-Autoren ist vor wenigen Tagen im International Journal of Older People Nursing erschienen. Sie sollte primär die Adipositas und damit verbundene Faktoren anhand eines Samples von 21.836 Pflegeheimbewohnern in Österreich (1.189), den Niederlanden (18.587) und Großbritannien (2.060) untersuchen.

Schon hier zeigten sich deutliche Unterschiede: So betrug der mittlere Body-Mass-Index der zum größten Teil über 80 Jahre alten Betreuten in Großbritannien 23,3, in den Niederlanden und Österreich je 24,6. Ein BMI unter 25 gilt als Normalgewicht.

Doch die österreichischen Pflegeheimbewohner sind deutlich öfter stark übergewichtig (BMI über 30). „17,1 Prozent der österreichischen, 14,9 Prozent der niederländischen und 13 Prozent der britischen Pflegeheimbewohner waren adipös“, schrieben die Wissenschafter.

Fast drei Viertel der Pflegeheimbewohner mit Herz-Kreislauf-Erkrankung

Während in Österreich 70,9 Prozent der Adipösen einen BMI von 30 bis 34,9 (Adipositas Klasse I) aufwiesen, 20,2 Prozent eine Adipositas der Klasse II (BMI 35 bis 39,9) hatten und schließlich 8,9 Prozent einen BMI von mehr als 40 (Klasse III) hatten, waren die Daten in den Niederlanden mehr zu geringerem Gewicht verschoben: 73 Prozent der adipösen Pflegeheimbewohner in der  „leichteren“ Klasse I, 18,7 Prozent mit Adipositas der Klasse II und 8,3 Prozent in der Klasse III.

Insgesamt stellte sich ein relativ schlechter Gesundheitszustand bei den Pflegeheimbewohnern aus Österreich laut den verwendeten Daten aus einer internationalen Studie zur Häufigkeit von Erkrankungen und Pflegequalität (2016 bis 2019) heraus: So hatten die österreichischen Teilnehmer im Mittel fünf Erkrankungen, die Pflegeheimbewohner in den Niederlanden im Mittel drei und jene in Großbritannien zwei.

71 Prozent der österreichischen Pflegeheimbewohner wiesen eine Herz-Kreislauf-Erkrankung auf (Niederlande: 47,1 Prozent; Großbritannien: 23 Prozent) auf. Während der Anteil der Demenzpatienten für Österreich einen mittleren Wert (54,8 Prozent) im Vergleich zu den beiden anderen Ländern (Niederlande: 49,6 Prozent; Großbritannien: 65,6 Prozent) darstellte, war die Situation in anderen Krankheitskategorien deutlich schlechter: 47,6 Prozent der österreichischen Pflegeheimbewohner hatten Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates (Niederlande: 22,8 Prozent; Großbritannien: 18,1 Prozent). Auch bei den psychischen Erkrankungen waren die österreichischen Teilnehmer in Spitzenposition (41,1 Prozent) gegenüber den niederländischen Pflegeheimbewohnern mit 22,1 Prozent und den Briten mit einem Anteil von 15 Prozent.

Adipositas erhöht Pflegebedürftigkeit

Jedenfalls führt ein viel zu hohes Körpergewicht offenbar in allen drei in der Studie vertretenen Ländern zu einer früheren Aufnahme in Pflegeheime.  „Wir fanden heraus, dass Pflegeheimbewohner in Großbritannien, Österreich und den Niederlanden mit Adipositas jünger, weniger pflegebedürftig und weniger häufig dement sind. Sie leiden häufiger an Diabetes mellitus, endokrinen, Stoffwechsel- und Hauterkrankungen als Pflegeheimbewohner ohne Adipositas“, heißt es in der Studie.

Limitierend für die Vergleiche ist allerdings, dass das Pflegewesen in jedem der drei Länder unterschiedlich organisiert ist (privat, kommunal etc.). Das kann auch eine jeweils unterschiedliche Gruppe an Bewohnern mit sich bringen. Außerdem werde beispielsweise in Österreich nicht strikt zwischen Pflegeheimen und Altersheimen unterschieden, betonen die Autoren. Jedenfalls: Vor allem Heimbewohner mit Adipositas der Klassen II und III seien besonders oft pflegebedürftig. Man sollte hier besonders aufmerksam sein.

Studie

 

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