Studie belegt hohen Bedarf an Personal im steirischen Pflegebereich

In der Steiermark werden bis 2030 zusätzlich zu den aktuell in der Pflege und in den Sozialbetreuungsberufen arbeitenden Menschen weitere rund 12.250 Männer und Frauen benötigt. Das geht aus einer Bedarfsprognose hervor, die im Auftrag des Landes Steiermark von der EPIG GmbH erstellt wurde. Das entspricht etwa 1.360 Personen pro Jahr. Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) versicherte, dass die Ausbildungsplätze dafür reichen.

red/Agenturen

Problematisch sei allerdings, dass die Ausbildungsplätze auch „mit Leben gefüllt“ werden, denn man müsse vor allem die jungen Menschen noch mehr für diese Berufe motivieren. Laut der Studie, die von Wolfgang Habacher von der EPIG GmbH präsentiert wurde, müssten praktisch ab sofort elf Prozent aller 18-Jährigen einen Abschluss eines Berufs in der Pflege oder im Sozialbetreuungsbereich (u.a. Behindertenbetreuung) machen. Derzeit seien es nur rund acht Prozent aller Volljährigen.

Mit in die Studie eingeflossen sind Strukturentwicklungen wie etwa mehr mobile Pflege als bisher, sich verändernde Personalschlüssel, die Tendenz zu mehr Teilzeitarbeit, aber auch Pensionierungen, Kündigungen und Nostrifizierungen. Außerdem wurde auch schon mit personellen Auswirkungen durch das geplante Leitspital Liezen gerechnet. Aufgebaut wurden die Prognosen und Berechnungen auf den Zahlen aus dem Jahr 2021, denn erst im Jänner 2023 seien die letzten Daten aus diesem Jahr bei der EPIG für die Berechnungen eingelangt.

Bessere Arbeitsbedingungen

Habacher zufolge müssen bei den personellen Maßnahmen, um bis 2030 tatsächlich das Ziel zu erreichen, vor allem Attraktivierungen der Arbeitsbedingungen etabliert werden. Bereits arbeitende Pflegekräfte müssen möglichst gehalten werden und auch jene, die dem Beruf den Rücken gekehrt haben, sollten wieder zurückgewonnen werden. In der Versorgung müsse noch mehr auf die Reduktion fachferner Tätigkeiten geachtet und in noch mehr Digitalisierung investiert werden, so der Experte. Strukturell bedarf es einer Überarbeitung der Versorgungseinheiten, aber auch eines Ausbaus von mobiler Pflege und Kurzzeitpflegeangeboten.

Zudem meinte Habacher, dass für solide Berechnungen die Datenlage dringend verbessert gehöre. Bogner-Strauß forderte in diesem Zusammenhang eine bundesweite Datenbank, da Menschen in Pflegerufen ja auch über Bundeslandgrenzen hinweg arbeiten. Sie listete eine Reihe von zuletzt getroffenen Maßnahmen auf und meinte: „Wir gehen schon aufeinander zu“, es sei aber noch mehr Anstrengung von allen Seiten nötig. Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) nannte als positives Beispiel die steirische Pflegestiftung beim AMS, die bereits rund 5.000 Personen durchlaufen hätten.

Die steirische KPÖ sieht die Studienergebnisse als Weckruf für die Landesregierung: „Die beste Werbekampagne für den Pflegeberuf sind endlich bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter“, sagte Abg. Werner Murgg.

Reaktionen: „massiver Handlungsbedarf“

FPÖ-Gesundheitssprecher Marco Triller erkennt in der Studie „massiven Handlungsbedarf“ im Pflegebereich: „Die Landesregierung und allen voran Landeshauptmann Christopher Drexler und seine Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß sind aufgefordert, umfassende Lösungskonzepte zur Deckung des enormen Pflegekräftebedarfs vorzulegen. Es braucht endlich attraktive Arbeits- und Rahmenbedingungen im Gesundheits- und Pflegewesen.“

Grünen-Klubchefin Sandra Krautwaschl stieß ins selbe Horn: „Entscheidend wird sein, dass wir die Arbeitsbedingungen verbessern: Das reicht von der Dienstplansicherheit über das Ausüben von Tätigkeiten entsprechend der jeweiligen Ausbildung bis hin zur Unterstützung durch entlastende Hilfsdienste und höhere Gehälter.“ Auch pflegende Angehörige müssten bestmöglich unterstützt werden.

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