ÖÄK: Virale Schnelltests in Ordinationen müssen Kassenleistung werden
RSV, Influenza, COVID – derzeit kursieren viele Infektionen gleichzeitig. Mehrfachinfektionen sind dabei keine Seltenheit und können schwerwiegende Folgen haben. Spezielle Schnelltests helfen, festzustellen, um welche Infektion es sich handelt und ob eine Mehrfachinfektion vorliegt. „Derzeit können wir in den Ordinationen symptomatische Patient:innen auf COVID testen, Tests auf RSV oder Influenza sind aber Privatleistung“, kritisiert Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer.
„Im Sinne der bestmöglichen Patientenbetreuung wäre es wirklich notwendig, dass die Kassen die Kosten für diese viralen Schnelltests im Allgemeinen übernehmen“, sagt Steinhart. Leider seien die Gespräche mit der Österreichischen Gesundheitskasse diesbezüglich enttäuschend verlaufen, ergänzt Edgar Wutscher, Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte: „Wir Ärzt:innen würden sehr gerne unsere Patient:innen bestmöglich betreuen, aber die Kasse macht uns da ständig einen Strich durch die Rechnung“, kritisiert Wutscher. Patient:innen müssten diese Tests aus eigener Tasche zahlen. Die Realität sei derzeit so, dass verschiedene Infektionen, die parallel kursieren, auch zu Komplikationen und schweren Verläufen führen. Unabhängig von den Schnelltests habe die Vorsorge weiterhin höchste Priorität: „Wer mit Impfungen gegen Influenza und COVID vorsorgt, der hat schon eine grundsätzlich bessere Ausgangslage“, betont Wutscher.
Unterschätzte postvirale Syndrome
Long COVID sei nun in der Bevölkerung bekannt, Long Flu allerdings kaum, ergänzt Naghme Kamaleyan-Schmied, stv. Bundeskurienobfrau der niedergelassenen Ärzte. „Postvirale Syndrome hat es schon immer gegeben, wird es auch immer geben“, sagt sie. Die Sensibilität für mögliche Folgen einer viralen Infektion sei durch Long COVID gestiegen, aber: „Die Information ist wohl bei der Gesundheitskasse nicht angekommen, die sich weiterhin weigert, Tests, unter anderem auf Influenza, zu bezahlen“, kritisiert Kamaleyan-Schmied.
„Wenn man nämlich zeitnah weiß, dass der Patient an Influenza erkrankt ist, kann man – wie bei COVID – mit einer antiviralen Therapie mit Tamiflu beginnen, das von der Kasse bezahlt wird“, sagt sie. Gerade bei Influenza sei das Zeitfenster zwischen Symptomen und erfolgreicher antiviraler Therapie mit Tamiflu klein, da müsse sehr rasch gehandelt werden, schildert die Allgemeinmedizinerin. Das Ergebnis der Schnelltests würde nicht nur die antivirale Behandlung zielgerichteter machen, sondern auch die ärztliche Betreuung beeinflussen, u.a. mit dem Einleiten der schnellstmöglichen Therapie und engmaschigeren Nachkontrollen bei möglichen Long Flu Symptomen: „Das virale Screening mag für die Gesundheitskasse keine „Krankenbehandlung“ sein, aber für uns ist das ein wesentliches Wissen in der Diagnostik, das Einfluss auf die Behandlung, die Krankheitsdauer und die ärztliche Nachbetreuung hat“, betont Kamaleyan-Schmied.