Wieder „Österreich-Antigen“ in Influenza-Vakzinen 2023/2024
Bei der saisonalen Influenza-Impfung im kommenden Herbst für die Krankheitssaison 2023/2024 könnten die Österreicher „patriotisch“ werden. Zum zweiten Mal findet sich nämlich unter den für die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Impfstoff-Antigenen ein Influenza B-Virusstamm aus Österreich aus dem Jahr 2021. Die empfohlene Zusammensetzung der Vakzine wurde Freitagnachmittag von der WHO bekannt gegeben.
Dem Statement der Weltgesundheitsorganisation von Freitagnachmittag waren viertägige Beratungen von internationalen Experten am Sitz der Organisation in Genf vorangegangen. Am Ende standen die Empfehlungen für die Antigene, die im kommenden Herbst bzw. Winter in den Influenzaimpfstoffen 2023/2024 für die nördliche Hemisphäre enthalten sein sollen.
„Wir verlassen uns dabei auf Informationen aus Labors der WHO und von Labors und Referenzzentren auf der ganzen Welt. Beobachtet werden die kursierenden genetischen Varianten und die Veränderungen der Antigene. Untersucht wird, ob neu auftauchende Varianten dem Schutzeffekt der Vakzine des vorangegangenen Jahres entkommen könnten. Auch Serumproben werden getestet“, erklärte Kanta Subbarao vom Victoria Infektionskrankheiten-Referenzzentrum in Australien Freitagnachmittag bei einer Online-Pressekonferenz der WHO.
In den vergangenen Jahren wurden weltweit vermehrt Influenza-Impfstoffe gegen vier Virusstämme - zwei aus der Reihe der Influenza A-Viren und zwei aus der Reihe der Influenza B-Viren - verwendet. Hinzu kommt, dass Vakzine entweder auf der Basis von Hühnereiern oder biotechnologisch (Zellkulturen oder rekombinant) hergestellt werden.
Aktuelle Empfehlungen mit „Österreich-Komponente“
Die aktuellen Empfehlungen für das kommende Jahr für die Vierfach-Impfstoffe aus Zellkulturen oder aus rekombinanter Produktion:
- A/Wisconsin/67/2022 (H1N1)pdm09-ähnliches Virus - Antigen verändert gegenüber den Vakzinen für 2022/2023 (ursprünglich stammte der A(H1N1)-Stamm von den Erregern der "Schweinegrippe"-Pandemie 2009/2010 ab.
- A/Darwin/6/2021 (H3N2)-ähnliches Virus - A(H3N2)-Viren (ursprünglich aus Hongkong-Grippe-Pandemie/1968)
- B/Austria/1359417/2021 (B/Victoria Linie)-ähnliches Virus aus dem Jahr 2021
- B/Phuket/3073/2013 (B/Yamagata Linie)-ähnliches Virus
Für die Namensgebung der Viren und von deren Antigenen wird auch deren Herkunft bzw. der erste Ort ihrer Identifizierung und die Jahreszahl verwendet. Und hier ist - offenbar bisher unbemerkt - seit den Vakzinen 2022/2023 bei den Antigenen für die Influenza B die „Österreich-Komponente“ enthalten. Sie wird auch in den Vakzinen der kommenden Saison enthalten sein und findet sich weiters in den Vakzinen auf Hühnerei-Produktionsbasis und in den Dreifach-Impfstoffen mit nur einem Influenza B-Anteil. Für die Influenza-Saison 2021/2022 war als erste Komponente der Influenza B-Viren noch ein Antigen eines Stammes aus den USA gewesen (B/Washington/02/2019).
Kombinierte Überwachung von Influenza und SARS-CoV-2
Die Bekanntgabe der empfohlenen Antigene ist für die Produzenten der Influenza-Vakzine von größter Bedeutung, weil darauf die Herstellung der Impfstoffe basiert, die möglichst gut „passen“, also möglichst guten prophylaktischen Schutz vermitteln sollen. Erst vor wenigen Tagen hat der Verband der österreichischen Impfstoffhersteller (ÖVIH) beklagt, dass mit einem Influenza-Durchimpfungsgrad von 13,62 Prozent in der Influenza-Saison 2022/2023 in der Gesamtbevölkerung Österreichs die Beteiligung zum zweiten Mal in Folge abgenommen habe - um 8,5 Prozentpunkte.
In Zukunft sollte die Welt jedenfalls noch wesentlich aufmerksamer sein, was auftauchende und sich verbreitende Virusinfektionen betrifft, betonte Sylvie Briand, WHO-Direktorin für Epidemie- und Pandemie-Vorbereitungen: „Weltweit sollten die Überwachung auf die Influenza und das Monitoring von SARS-CoV-2 kombiniert werden.“