Diabetiker können Augenschäden vermeiden
Rund 35 Prozent der Diabetiker erleiden Begleiterkrankungen der Augen, zehn Prozent entwickeln diabetische Netzhauterkrankungen. Das erläuterte der Augenarzt Matthias Bolz am Dienstag bei der Fortbildungstagung der Apothekerkammer in Schladming. „Es gibt aber auch viele Typ-I-Diabetiker, die wir gar nicht mehr in den Klinken sehen, weil sie gut eingestellt sind und bis ins hohe Alter keine Augenprobleme haben“, betonte er die Wichtigkeit der Therapie der Grunderkrankung.
Weltweit leben mehr als 422 Millionen Menschen mit Diabetes, bis zum Jahr 2045 dürfte die Zahl auf 700 Millionen ansteigen, berichtete der Vorstand der Universitätsklinik für Augenheilkunde am Kepler Klinikum Linz. Risikofaktoren für eine diabetische Retinopathie, also Erkrankungen der Gefäße der Netzhaut (Retina), sind die fortschreitende Erkrankungsdauer der Diabetes, ein hoher HbA1c-Wert, Blutzuckerschwankungen, Bluthochdruck und erhöhte Blutfette, erklärte Bolz.
„Es geht nicht nur darum, dass wir das Auge therapieren, sondern den ganzen Menschen mit den Nebenschauplätzen“, sagte der Universitätsprofessor. Der Patient müsse zunächst lernen, mit seiner Diabeteserkrankung umzugehen. Das bedeute gesunde Ernährung, Sport sowie die Einstellung von Zucker, Blutfetten und Blutdruck. Außerdem sollten die Betroffenen einmal im Jahr zur Kontrolle zum Augenarzt gehen.
Kommt es zu einer diabetischen Retinopathie, dann verlieren die Gefäße der hinten, innen im Auge liegenden Netzhaut an Dichtigkeit. Es kann zu Blutungen kommen und Flüssigkeiten wie Lipide (Fette) treten in das Netzhautgewebe aus. Die Netzhaut schwillt an, und „dass das zu einer Sehverschlechterung führt, ist relativ klar“, betonte Bolz, dies sei auch nicht mit einer Brille zu beheben. Das Auflösungsvermögen der Netzhaut verschlechtert sich und die Betroffenen sehen schwarze Flecken. Das große Problem sei, dass die Erkrankung nicht weh tut und ohne ärztliche Kontrolle erst sehr spät selbst bemerkt wird.
Zur Diagnose sind ein Sehtest und eine Netzhautbegutachtung nötig. Nach der Einstufungsskala in „mild“, „moderat“ und „schwer“ richtet sich der weitere Kontrollabstand. Behandlungsmöglichkeiten gibt es per Netzhaut-Laser, der aber die Sehkraft an der Peripherie einschränkt, oder per Medikamenteninjektion in das Auge bei lokaler Betäubung, was aber nicht lange hilft und im ersten Jahr der Behandlung monatlich durchgeführt werden sollte. Löst sich die Netzhaut durch die Schwellungen bereits stark ab, kommt die Netzhautchirurgie zum Einsatz. Dabei wird mit chirurgischen Geräten direkt an der Netzhaut operiert.
Auch der Graue Star (Katarakt) kann sich bei Diabetikern schon sehr früh in der Erkrankung bilden, warnte Bolz. Daher ist eine regelmäßige Augenkontrolle bei Zuckerkrankheit ebenfalls ratsam.