Kein Frieden für ukrainische Heimkinder: Menschenrechtler schlagen Alarm
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) schlägt wegen der „verheerenden“ Auswirkungen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine auf dort lebende Heimkinder Alarm. Viele Kinder, darunter solche mit Behinderungen, hätten wochenlang in Kellern ohne Strom und fließendes Wasser Schutz suchen müssen, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Bericht. Zudem seien tausende Kinder nach Russland oder in die von Russland besetzten Gebiete gebracht worden.
„Dieser brutale Krieg hat deutlich gezeigt, dass die Gefahren für in Heimen untergebrachte Kinder beendet werden müssen“, sagte der stellvertretende HRW-Direktor für Kinderrechte, Bill Van Esveld, am Montag. Er forderte, die Rückführung der von „russischen Streitkräften illegal entführten Kinder“ zu einer „internationalen Priorität“ zu machen. 100 Kinderheime, in denen vor 2022 mehr als 32.000 Kinder untergebracht waren, befänden sich nun in den von Russland besetzten Gebieten, hieß es in dem 55 Seiten umfassenden Bericht.
Die in New York ansässige Organisation kommt außerdem zu dem Schluss, dass der Krieg die Dringlichkeit von Reformen in der Ukraine verdeutlicht habe. Demnach lebten dort vor Kriegsbeginn bereits mehr als 105.000 Kinder in Heimen - die größte Anzahl in Europa nach Russland. So sei die Zahl der Kinderheime in der Ukraine von 663 im Jahr 2015 auf 727 im Jahr 2022 gewachsen.
Infolge des Krieges sei nun ein weiterer Zuwachs an Heimkindern zu erwarten, darunter auch von Kindern, „deren Eltern getötet oder verwundet wurden oder deren Eltern aufgrund des Krieges psychische Probleme hatten“. Weitere Probleme sind dem Bericht zufolge psychische Traumata der vertriebenen Kinder sowie Vernachlässigung und unzureichende Betreuung aufgrund fehlender Betreuer.