Krebsmittel könnte gegen antibiotikaresistentes Bakterium wirken
Um gegen antibiotikaresistente Bakterien zu kämpfen, fährt ein internationales Forschungsteam schweres Geschütz auf. In einer Studie verabreichten Mediziner Mäusen zeitgleich mit einem Antibiotikum gegen ein resistentes Bakterium ein Krebsmittel - mit Erfolg. Die Kombination ermögliche es, gleichzeitig auf das Bakterium und das menschliche Immunsystem abzuzielen und so Resistenzen zu umgehen, schrieb die Universität Genf in einer Mitteilung vom Mittwoch.
„Angesichts der Zunahme von Problemfällen werden innovative Ansätze dringend erforderlich", sagte Studienleiterin Kimberly Kline von der Uni Genf in der Mitteilung. „Antibiotika sind darauf ausgelegt, Bakterien abzutöten, die dann Resistenzen entwickeln können, um sich dagegen zu verteidigen."
Die Forscher hatten in der Studie das häufig vorkommende Bakterium Enterococcus faecalis im Visier. Gegen die am weitesten verbreiteten Stämme dieses Bakteriums - bekannt als Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) - gibt es keine wirklich wirksamen Medikamente mehr. In Spitälern verursacht dieses Bakterium Harnwegs-, Blutbahn- und Wundinfektionen im Zusammenhang mit Kathetern oder chirurgischen Eingriffen.
Dem Antibiotika mischten die Forschenden Mitoxantran bei. Dieses Medikament wird bei der Behandlung bestimmter Krebsarten - akute Leukämie, Prostata- und Brustkrebs - sowie bei Multipler Sklerose eingesetzt. Als nächstes wollen die Wissenschafter ihre Medikamentenkombination in klinischen Studien an Menschen testen.
Die Schweizer Forscher führten die Studie gemeinsam mit Forschenden des Singapore Centre for Environmental Life Sciences Engineering (SCELSE), die Nanyang Technological University (NTU) in China und des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA durch. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht.
Fachartikel: https://doi.org/10.1126/sciadv.add9280