Körperliches Zwiegespräch: Kunstshootingstar Diop im Josephinum
Es ist ein nicht alltägliches Ausstellungssetting: Das Josephinum zeigt inmitten seiner berühmten Anatomiemodelle aus dem 18. Jahrhundert zeitgenössische Kunst. Im Mittelpunkt dieses körperbetonten Zwiegesprächs steht der in Wien ansässige franko-senegalesische Künstler Alexander Diop, dessen Werke motivisch durchaus von den medizinhistorischen Objekten inspiriert sein könnten. „Anatomie - Alexandre Diop“ nennt sich die Schau, die 16 Arbeiten des Künstlers zeigt.
Diop, Jahrgang 1995, studiert derzeit Malerei an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Daniel Richter und gehört schon jetzt zu den in der Bundeshauptstadt verorteten aufstrebenden Nachwuchskünstlern. Das Rubell Museum in Miami widmet ihm derzeit eine Einzelausstellung, im Vorjahr stellte er gemeinsam mit Kehinde Wiley in Paris aus. Die Albertina hat einige seiner Werke angekauft und kündigt im Rahmen der in der Albertina Modern für Februar 2024 geplanten Ausstellung „The Beauty of Diversity“ auch den „internationalen Shootingstar“ an.
Diops Schaffen bewegt sich zwischen Malerei, Skulptur und Relief. Für seine „Objektbilder“ verbindet er diverse Materialien von Latex und Textilien über Holz und Papier bis Schnüre, Nägel und tierische Fasern. „Das Josephinum ist schon seit Beginn ein Haus der Kunst, wie es die wunderbaren Wachsmodelle noch heute bezeugen“, wird Direktorin Christiane Druml in den Presseunterlagen zitiert: „Die ausgestellten großformatigen Werke des Künstlers erwecken unerwartete Emotionen in diesem historischen Umfeld". „Gelegentlich verstecken sich unsere Gefühle im Inneren unseres Körpers“, zeigt sich indes Diop überzeugt.
Die Ausstellung im Josephinum, das im Vorjahr nach knapp vierjähriger Renovierung seine Wiederöffnung feierte, wurde in Kooperation mit den Shariat Collections umgesetzt. Der „Kurier“ schrieb deshalb kürzlich von einer „schiefen Optik". Denn die Kunstsammlung enthält auch Bilder des Bruders von Gründer und Diop-Manager Amir Shariat, Shahrokh Shariat. Und dieser wiederum sei als Mediziner an der Uniklinik tätig und zudem Mitglied des Senats der Meduni, an die das Josephinum angegliedert ist. Der Spekulation, dass durch die Schau der Wert eigener Bilder gesteigert werden soll, hielten Institution und Manager gegenüber dem „Kurier“ entgegen, dass das Josephinum-Programm eigenverantwortlich und ohne Einfluss der Meduni gestaltet werde und aus dem Besitz der Shariat-Brüder jeweils nur eine Arbeit gezeigt werde.
„Anatomie - Alexandre Diop“ im Josephinum der Medizinischen Universität Wien, ab Mittwoch und bis 7. Oktober, www.josephinum.ac.at