Corona-Impfung: Überlebensrate von beatmeten Patient:innen steigt etwas
Einige Studien, die sich damit beschäftigten, ob eine Covid-Impfung auch Menschen eine höhere Überlebenschance beschert, die einen schwereren Krankheitsverlauf haben, fanden kaum Unterschiede zwischen den Gruppen. Im Fachblatt „Journal of Medical Virology“ legte nun eine Gruppe um an der Uni Wien tätige Forscher eine Untersuchung vor, die eine etwas erhöhte Mortalitätsrate unter Ungeimpften im Vergleich zu geimpften Patient:innen zeigt, wenn beide im Spital Beatmung benötigten
Ob und wie sehr verabreichte Covid-19-Impfungen auch besonders vulnerable Menschen vor dem Ableben schützen, bei denen eine Infektion schon dazu geführt hat, dass sie eine Sauerstoff-Therapie benötigten, hat sich das internationale Team um David Gómez-Varela vom Department für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Wien anhand von Daten aus Spanien und Argentinien angesehen. In ihre Analyse gingen Informationen von knapp 21.500 solchen Patient:innen ein, die in 148 Krankenhäusern (111 in Spanien, 37 in Argentinien) im Zeitraum zwischen Jänner 2020 und Mai 2022 aufgrund einer Corona-Erkrankung beatmet wurden, heißt es in der Arbeit.
Dass die mittlerweile in mehrfacher Ausführung erhältlichen Impfstoffe die Wahrscheinlichkeit mit einer Covid-19-Infektion im Spital behandelt werden zu müssen insgesamt sehr stark reduzieren und die Todesraten senken, ist vielfach dokumentiert. Bei Menschen, die aber aufgrund hohen Alters oder eines durch Vorerkrankungen angegriffenen Immunsystems insgesamt schon ein hohes Risiko tragen, einen schweren Verlauf zu haben, bzw. durch Impfungen kaum Immunschutz aufbauen können, ist die Datenlage aber weniger eindeutig, heißt es am Dienstag in einer Aussendung der Uni Wien. So zeigten einige Auswertungen hier keine bzw. teils sogar gegenteilige Effekte, was auch zu vielen Kontroversen rund um das hochemotionale Impfthema führte. Zu diesen Studien gebe es aber viele Fragezeichen, etwa was die Gruppengrößen und mögliche Selektionseffekte betrifft, wie die Wissenschafter in ihrer Publikation anführen.
Forscher: „22 Prozent aller Todesfälle bei hospitalisierten und sauerstoffpflichtigen Personen wären vermeidbar gewesen“
Daher hielt sich die Gruppe unter Gómez-Varelas Leitung nun an einen möglichst großen Datensatz, den das Team rückwirkend auswertete. Unter den mehr als 21.000 Patienten, die Sauerstoff benötigten, waren im Untersuchungszeitraum lediglich etwas über drei Prozent zumindest einmal geimpft: 338 hatten eine Dosis eines Covid-19-Vakzins erhalten und 379 waren vollständig immunisiert.
Im direkten Vergleich der Gruppen zeigte sich auch in dieser Studie zunächst kein signifikanter Unterschied: So lag die Sterberate unter den Ungeimpften mit schwererem Verlauf sowie unter Geimpften jeweils sehr nahe beisammen bei rund 20 Prozent, wie die Forscher anführen.
In der Folge sahen sie sich an, welche Vorerkrankungen Personen aus beiden Gruppen bereits hatten und rechneten die Effekte heraus, die beispielsweise das Vorhandensein einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), eine Krebserkrankung, Diabetes, Herzerkrankungen, Asthma oder andere Krankheiten hatten. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte lag die Mortalitätsrate in der geimpften Gruppe um 4,3 Prozentpunkte unter jener der Ungeimpften.
Anders ausgedrückt: „22 Prozent aller Todesfälle bei hospitalisierten und sauerstoffpflichtigen Personen wären vermeidbar gewesen“, wenn alle Patient:innen geimpft gewesen wären, so Gómez-Varela. Signifikant höher war der Schutz durch eine Impfung bei Personen unter 65 Jahren oder Personen, die mehrere Impfdosen erhalten haben. Diese Erkenntnisse gelte es in künftigen Impfplänen zu berücksichtigen, so die Wissenschafter.