Warnung vor Nikotinbeuteln und Co.
Alternativprodukte wie E-Zigaretten oder Nikotin-Beutel erfreuen sich steigender Beliebtheit – vor allem bei Jugendliche. Anlässlich des Weltnichtraucher-Tages am 31. Mai fordert die Krebshilfe einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor diesen Alternativprodukten, die potentiell ein Einstieg in die Abhängigkeit sein können.
Der Trend zu alternativen Nikotin-Produkten ist auch in Österreich angekommen. E-Zigaretten (E-Vapes) zum Dampfen oder Nikotin-Beutel werden als „gesunde“ Alternative zur Zigarette verkauft. Unter dem Stichwort „Tobacco harm reduction“ wird die Schadensbegrenzung durch den fehlenden Tabak gepriesen.
Doch auch wenn das Krebsrisiko bei diesen Produkten um ein Vielfaches geringer ist als bei herkömmlichen Zigaretten, entstehen beispielsweise beim Verdampfen der Liquids in den E-Zigaretten krebserregende Substanzen wie Formaldehyd und Acetaldehyd. Die bunte Gestaltung dieser E-Vapes – sie sehen aus wie farbenprächtige Leuchtstifte – und reizvolle Geschmäcker wie Erdbeere, Kiwi oder Melone machen die Einweg-E-Zigaretten schon für Kinder interessant.
Fehlende Regulierung bei Alternativprodukten
Immer beliebter wird auch Snus, kleine Nikotinbeutel mit Tabak, die zwischen Oberlippe und Zahnfleisch geklemmt werden. Hier locken bunte Verpackungen, Aromen wie Himbeere, Minze oder Lavendel und angepriesene Wirkungen wie Leistungssteigerung bei Sport und beim Lernen vor allem Jugendliche an. Doch auch Snus sind alles andere als harmlos. Sie führen aufgrund ihres Nikotingehalts rasch in die Abhängigkeit.
„Mit diesen vermeintlich harmlosen Nikotin- oder Alternativprodukten spricht die Tabakindustrie vor allem junge Konsumenten an,“ erklärt Krebshilfe Präsident Paul Sevelda. „Damit schaffen sie sich einen neuen Markt und gefährden unsere Kinder. Denn diese Produkte sind alles andere als harmlos. Sie fördern die Abhängigkeit und den Umstieg zu herkömmlichen Zigaretten.“
In Österreich ist der gewerbliche Verkauf von rauchfreiem Tabak laut Tabakgesetz an Unter-18-Jährige zwar verboten, viele dieser Produkte sind aber über das Internet erhältlich. Der Konsum von alternativen Nikotin-Produkten ist für Unter-18-Jährige nicht ausdrücklich verboten und fällt auch nicht unter das Suchtmittelgesetz.
Höhere Nichtraucher-Zahl würde Lungenkrebserkrankungen reduzieren
„Rauchen ist für 90 Prozent aller Lungenkrebserkrankungen verantwortlich,“ begründet Sevelda die Wichtigkeit, Jugendliche vor dem Einstieg ins Rauchen zu schützen. „Mit knapp 5.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Lungenkrebs nach wie vor eine der häufigsten Krebserkrankungen in Österreich,“ so Sevelda. Im Jahr 2020 erkrankten laut Statistik Austria insgesamt 2.011 Frauen und 2.788 Männer daran. Damit liegt Lungenkrebs hinter Prostata- bzw. Brustkrebs, an zweiter Stelle bei beiden Geschlechtern.
Statistik Austria veröffentlichte in „Trends der Entwicklung von Krebserkrankungen in Österreich – eine Prognose bis 20230“ zu erwartende markante geschlechtsspezifische Unterschiede bei Lungenkrebs: „Bei Männern ist das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken stark sinkend. Während bei Frauen infolge geänderter Lebensweisen, insbesondere durch eine starke Zunahme der Rauchgewohnheiten in der Vergangenheit, ein Anstieg zu verzeichnen ist.“ erklärt Monika Hackl von Statistik Austria. „Setzen sich diese Trends fort, so werden sich die Erkrankungsraten bis 2030 nahezu angleichen und es werden im Jahr 2030 mehr Frauen als Männer die Diagnose Lungenkrebs erhalten.“
„Wir müssen alles daransetzen, um dieses Szenario nicht Realität werden zu lassen,“ bestärkt Sevelda. Dazu ist eine Änderung im Risikoverhalten bei Frauen, besonders bei ihren Rauchgewohnheiten, dringend nötig. „Der Schutz von Kindern und Jugendlichen, besonders von Mädchen und jungen Frauen, vor den ‚harmlosen‘ Alternativprodukten muß daher eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung bekommen.“