UNHCR: Abrutschen in Armut droht
Eine Umfrage des UNO-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR zeigt, dass Flüchtlinge aus der Ukraine in Österreich in die Armut abzurutschen drohen. Über ein Drittel der Befragten (rund 38 Prozent) gaben an, dass sie ihre Grundbedürfnisse in den letzten drei Monaten in Österreich kaum mehr decken konnten, 17 Prozent gar nicht mehr. Das UNHCR verlangte deshalb am Freitag einen Systemwechsel in Österreich.
Ziel der Umfrage (https://go.apa.at/7ecYnJ6O) war es, stichprobenartig Einblicke in die aktuelle Situation der Geflüchteten in Österreich, in Herausforderungen und Rückkehrabsichten zu erhalten. Insgesamt wurden von Jänner bis März 533 Flüchtlingshaushalte aus der Ukraine in Österreich online befragt, wodurch Informationen von über 1.500 Personen erhoben werden konnten.
Während noch 42 Prozent der Befragten hofften, eines Tages nach Hause zurückkehren zu können, glaubten nur die wenigsten Flüchtlinge (vier Prozent), dass sie in den nächsten drei Monaten zurückkehren werden. Der Bericht zeigt laut UNHCR auch sehr deutlich, dass vor allem die unsichere Lage aufgrund des Krieges sowie der fehlende Zugang zu Basisversorgung wie Strom, Wasser und Gesundheitsversorgung und fehlende Arbeitsmöglichkeiten in der Ukraine Flüchtlinge von einer Rückkehr abhält.
Pinter: Systemwechsel überfällig - Mehr Rechte und längerfristige Aufenthaltstitel gefordert
„Die erhobenen Daten zeigen eindrücklich, dass nun endlich die Weichen gestellt werden müssen, um den Flüchtlingen aus der Ukraine in Österreich längerfristige Perspektiven zu geben. Dafür braucht es dringend einen Systemwechsel“, so Christoph Pinter, Leiter von UNHCR Österreich. Zweifelsohne sei die rasche Aufnahme und die Gewährung von vorübergehendem Schutz in der EU und Österreich das Gebot der Stunde gewesen und das Engagement aller Akteure in der Nothilfe beispiellos. Nun gelte es aber, dringend an tragfähigen, langfristigen Lösungen zu arbeiten.
Das Armutsrisiko werde aktuell dadurch verschärft, dass Geflüchtete aus der Ukraine im sogenannten Grundversorgungssystem sind, das eigentlich für Asylsuchende und für eine kurze Verweildauer konzipiert sei (für eine privat wohnende Einzelperson max. 425 Euro pro Monat für Miete und Verpflegung). Ein kompliziertes Berechnungssystem und sehr geringe Zuverdienstbeträge erschwerten es vielen Geflüchteten, die nicht sofort eine gut bezahlte oder eine Vollzeit-Stelle finden, Arbeit aufzunehmen. Gerade für allein geflüchtete Mütter mit oft kleinen Kindern sei diese Ausgangssituation besonders schwierig.
„Die Flüchtlinge aus der Ukraine sollten die Möglichkeit haben, sowohl emotional als auch wirtschaftlich in Österreich anzukommen. Dafür brauchen sie Zugang zu mehr Rechten und auch einen längerfristigen Aufenthaltstitel“, so Pinter. Rücksicht müsse dabei vor allem auf die große Zahl allein geflüchteter Mütter, Kinder und den hohen Prozentsatz an Menschen mit besonderen Bedürfnissen (in der Umfrage rund 17 Prozent) genommen werden.