Ausbau

Stadt Graz erweitert Angebote der alterspsychiatrischen Versorgung

Im Jahr 2050 wird fast ein Drittel der Österreicher über 65 Jahre alt sein und geschätzt jede zehnte Person älter als 80 Jahre. Dementsprechend wird auch die Zahl alter Menschen mit psychischen Erkrankungen - von Depression bis Demenz - steigen. „In Graz wurde einiges erreicht, um dem vorhandenen und zukünftigen Bedarf gerecht zu werden, gehören die alters-sozialpsychiatrischen Kapazitäten jedoch ausgebaut“, so der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) am Dienstag.

red/Agenturen

„Die häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter sind Depression, Angsterkrankungen, Demenz und paranoide Zustandsbilder sowie Alkoholabhängigkeit. Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass acht bis zehn Prozent der Menschen über 65 Jahren einer dringenden Behandlung oder Unterstützung bedürfen“, umriss Günter Klug von der Gesellschaft für Seelische Gesundheit (GFSG) die aktuelle Ausgangslage. Klar sei daher, dass die Herausforderungen der alltagspsychiatrischen Versorgung nicht leichter werden.

„Derzeit werden 70 Prozent der Grazer und Grazerinnen mit Betreuungsbedarf von Angehörigen betreut“, ergänzte Norma Rieder, Leiterin des Fachbereichs Pflege/Planung/Controlling der Stadt Graz. Aufgrund der Alterspyramide und weil Verwandte immer öfter weiter weg leben, seien laufend weitere Maßnahmen zur Vorkehrungen treffen, um dem Bedarf gerecht zu werden. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht - das heißt in unserem Fall: Menschen wollen so lange es geht zu Hause wohnen“, betonte wiederum Michael Ehmann (SPÖ), Vorsitzender des Sozialausschusses im Gemeinderat. Das Zusammenspiel der Angebote der Stadt Graz und das neue Strategiepapier solle ein „Altern in Würde“, ermöglichen.

„Mobil vor stationär“

Auch für den Grazer Pflegestadtrat Robert Krotzer (KPÖ) geht „mobil vor stationär“: „Ältere Menschen wollen, so lange es möglich ist, in ihren eigenen vier Wänden bleiben. Dabei wollen wir sie bestmöglich unterstützen“, sagte Krotzer. In dem Bereich sei in den vergangenen rund 20 Jahren schon einiges gelungen, wurde betont.

Die alterspsychiatrische Beratungsstelle und Pflegedrehscheibe, mobile alterspsychiatrische Betreuung, ehrenamtliche Betreuung, drei Einrichtungen zur Tagesbetreuung für Menschen mit Demenz in Graz, Ausbau adäquater mobiler Pflege, ein alterspsychiatrischer Lehrgang: Sie haben sich aus dem im Jahr 2003 im Auftrag der Stadt Graz geschaffenen Konzept zur alterspsychiatrischen Versorgung für die steirische Landeshauptstadt entwickelt und bilden heute das Rückgrat der Versorgung, wie der Stadtrat für Gesundheit und Pflege schilderte.

„Das was wir haben, ist notwendig, funktioniert, aber es reicht noch nicht aus“, urteilte Krotzer bei der Präsentation des nun neugefassten und erweiterten Konzepts. Es gibt die Leitlinien vor, um in den kommenden Jahren passgenaue Angebote auf den Weg zu bringen. So werde es notwendig sein, die Kooperation zwischen dem stationären alterspsychiatrischen Bereich und der ambulanten alterspsychiatrischen Versorgung zu verbessern, „eine wesentliche Rolle werden Präventionsmaßnahmen spielen“, führte Krotzer aus.

Entlastung der Angehörigen

Ein weiterer Punkt sei die stärkere Entlastung der Angehörigen: Erster Schritt ist ein Pilotprojekt, um betreuende Angehörige zumindest stundenweise entlasten zu können. Weitere Ziele seien der Aufbau von alterspsychiatrischen Tagesstrukturen für „junge alte“ Menschen, die Stärkung der tagesklinischen Abgebote und der mobilen Angebote zur Verbesserung der Übergänge von der stationären zur mobilen Betreuung und umgekehrt. Spezielle Angebote sind für alterspsychiatrisch erkrankte Menschen mit Zusatzproblemen wie Sucht, Migrationshintergrund, Obdachlosigkeit etc. geplant.

Demenz
Demenz, Depression und Angsterkrankungen und Zunahme der Zahl der Älteren machen Ausbau der Versorgungskapazitäten notwendig.
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