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Strategiewechsel

WHO empfiehlt wegen Impfstoff-Mangels nur noch eine Cholera-Impfung

Wegen Impfstoffmangels drohen Cholera-Ausbrüche in zahlreichen Ländern außer Kontrolle zu geraten. Deshalb wird das empfohlene Impfregime nun vorübergehend geändert: Statt zwei Dosen soll vorerst nur eine Dosis verabreicht werden, berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch in Genf.

red/Agenturen

In diesem Jahr hätten bereits 29 Länder Ausbrüche der Infektionskrankheit gemeldet. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre seien es weniger als 20 pro Jahr gewesen. In den vergangenen Wochen gab es Cholera-Ausbrüche unter anderem aus Haiti, Syrien und Pakistan.

„Der weltweite Trend geht zu immer mehr, weiter verbreiteten und schwereren Ausbrüchen“, berichtete die WHO. Sie führt dies auf Überschwemmungen, Dürren, Konflikte, Bevölkerungsbewegungen und andere Faktoren zurück. Dadurch hätten viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und das Risiko von Cholera-Ausbrüchen wachse.

Cholera ist eine durch verunreinigtes Wasser übertragene bakterielle Infektion, die den Darmtrakt betrifft und Beschwerden wie Erbrechen, Dehydrierung und Erschöpfung verursacht. Die Krankheit kann tödlich sein, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.

Besser flächendeckend eine Dosis

Eigentlich sollen gegen die Cholera zwei Impfdosen im Abstand von sechs Monaten verabreicht werden. Das gewährt nach Studien einen Schutz von etwa drei Jahren. Auch eine erste Dosis helfe, es gebe aber zu wenig Studien darüber, wie lange der Schutz vor allem bei kleinen Kindern mit nur einer Dosis halte. Dennoch sei es besser, mehr Menschen eine Dosis zu verabreichen, als manche Länder leer ausgehen zu lassen.

Die Notfall-Bestände von Impfstoffen werden von der Koordinationsgruppe ICG verwaltet. Dazu gehören neben der WHO das UN-Kinderhilfswerk Unicef, die Organisation Ärzte ohne Grenzen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Nach ICG-Angaben wurden von den rund 36 Millionen für 2022 produzierten Impfdosen bereits 24 Millionen verteilt, um Ausbrüche einzudämmen oder zu verhindern. Impfstoffhersteller produzierten mit voller Kapazität.

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