Die WHO hatte im Mai schon einmal von 14,9 Millionen zusätzlichen Todesfällen berichtet. Sie verfeinerte die Analyse nun für die Veröffentlichung in „Nature“. Besonders betroffen von hoher Übersterblichkeit waren Ländern mit mittleren Einkommen in Südamerika, wie die WHO in „Nature“ berichtet. Peru habe fast doppelt so viele Todesfälle gehabt wie zu erwarten gewesen wäre. In Mexiko, Bolivien und Ecuador habe die Zahl um 50 Prozent höher gelegen.
Österreich: Übersterblichkeit knapp neun Prozent
Auch in Österreich gab es auch im mittlerweile dritten Pandemiejahr 2022 wieder eine deutliche Übersterblichkeit. Von Ende Mai bis Mitte November lag die Übersterblichkeit laut der Wiener Landesstatistik bei knapp neun Prozent. Besonders betroffen war die Gruppe von über 65-Jährigen. Landesweit gab es somit rund 3.500 Tote mehr als erwartet. Als Vergleichszeitraum wurden die fünf Jahre vor der Pandemie - 2015 bis 2019 - herangezogen.
Im Vorjahr starben in Österreich etwa 15.000 Menschen mehr als erwartet. Allerdings wurde 2021 anders als 2020 eine zunehmende Differenz zu den offiziell gemeldeten Covid-Sterbefällen registriert. Konkret konnten 2020 insgesamt 75 Prozent der statistischen Übersterblichkeit durch die registrierten Covid-Toten erklärt werden. 2021 lag der Wert bundesweit nur mehr bei 45 Prozent.
Niedrigere Übersterblichkeit in ärmeren Ländern
In ärmeren Ländern sei die Übersterblichkeit nicht so hoch gewesen, weil die Bevölkerung dort in der Regel jünger sei und daher weniger Menschen an Covid-19 starben, heißt es in der Analyse der WHO.
Weltweit betrachtet lag die Übersterblichkeit demnach mehr als zweieinhalb mal so hoch wie die gemeldeten Covid-19-Todesfälle: Ende 2021 zeigte die WHO-Statistik 5,4 Millionen Covid-19-Tote. Die nun veröffentlichte Zahl von 14,83 Millionen umfasst allerdings auch Todesfälle, bei denen die Todesursache nicht richtig angegeben war, solche von vermutlich infizierten, aber nicht getesteten Patienten sowie Todesfälle von Menschen mit Krankheiten oder Verletzungen, die wegen der Überlastung der Gesundheitssysteme nicht rechtzeitig behandelt werden konnten.
In einem Kommentar von Enrique Acosta vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in „Nature“ heißt es, dass die Zahlen mit Vorsicht zu betrachten seien, weil es nur bei 37 Prozent der Länder eine monatliche Statistik mit allen Todesfällen gegeben habe. 43 Prozent der Länder hätten gar keine Zahlen vorlegt. Deshalb mussten die Statistiker Annahmen machen, die nach Einschätzung von Acosta teils problematisch sind.