Neue Gentechnik

NGOs sehen Biodiversität bedroht

Während sich Regierungsvertreter aus fast 200 Ländern bei der 15. UN-Biodiversitätskonferenz (COP15) versammeln, werden in Brüssel weiterhin Deregulierungspläne für die neue Generation gentechnisch veränderter Pflanzen vorangetrieben. Dagegen protestieren die Umwelt-NGOs Global 2000 und der deutsche Bund. Den Naturschützern zufolge würde die Aufhebung der EU-Schutzmaßnahmen für Neue Gentechnik direkte und indirekte Gefahren für den Artenschutz mit sich bringen.

red/Agenturen

Martha Mertens, Sprecherin des Arbeitskreis Gentechnik beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) zufolge sei die Anwendung von Neuer Gentechnik (NGT) bei Pflanzen weniger präzise als behauptet. Der Anbau von NGT-Pflanzen berge Risiken für die Artenvielfalt und gefährde die biologische Landwirtschaft. „NGT-Pflanzen werden unweigerlich die industrielle Landwirtschaft, die bekanntlich eine der Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität ist, weiter intensivieren“, erläutert Mertens. Hinzu kämen neue Anwendungen wie Multiplexing (das gleichzeitige Verändern mehrerer Eigenschaften einer Pflanze) oder die Produktion neuer Inhaltsstoffe in der Pflanze, was die Risikoabschätzung aufgrund fehlender Daten deutlich erschwere, weil es dazu derzeit keine ausreichende unabhängige wissenschaftliche Forschung gäbe.

Aus diesem Grund fordern die Umweltschutzorganisationen erneut das Fortbestehen strenger Risikoprüfungen, Kennzeichnungen und ökologischer Schutzmaßnahmen und appellieren an die Umweltministerinnen und -Minister, sich für diese rigorose Sicherheitsprüfungen einzusetzen, um nicht die Artenvielfalt sowie ganze Ökosysteme aufs Spiel zu setzen. Brigitte Reisenberger, Gentechniksprecherin von Global 2000 ergänzt: „Die EU-Kommission darf nicht 20 Jahre wichtiger Sicherheitsvorschriften über Bord werfen und auf unbelegte Marketing-Behauptungen von Saatgut- und Chemiekonzernen reinfallen, die bereits bei der alten Gentechnik mit falschen Versprechungen und sehr realen Umweltschäden aufgefallen sind.“

Auch Daniela Wannemacher, Expertin für Gentechnikpolitik beim Bund, fordert, dass auch Neue Gentechnik weiterhin den bestehenden Gentechnikrecht unterliegt. Empfohlen wird der alternative Ansatz der agrarökologischen Landwirtschaft. Dieser reduziere die klimarelevanten Emissionen und den Pestizideinsatz, vermeide krankheitsanfällige Monokulturen, verhindere Bodenerosion, biete Klimaresilienz, schütze die biologische Vielfalt und erhöhe die Ernährungssicherheit.