20 Jahre vor Symptomen

Bluttest prognostiziert Morbus Alzheimer

US-Forschern ist es gelungen, einen Bluttest zur Früherkennung von Morbus Alzheimer zu entwickeln, der in Kombination mit dem Alter und einem genetischen Risikofaktor eine 94-prozentige Genauigkeit aufweist.

red/ik

Morbus Alzheimer ist Ursache für 60 bis 80 Prozent aller Demenzen und damit häufigste Form einer Hirnleistungsschwäche im Alter. Etwa 5 Prozent der über 65-Jährigen und 20 Prozent der über 80-Jährigen sind betroffen. Im Körper der Betroffenen entwickelt sich die Krankheit bereits bis zu 20 Jahre vor Ausbruch der bekannten Symptome. Ein Anzeichen ist die Bildung von schädlichen Proteinklumpen im Gehirn. Bisher gibt es nur wenige und aufwändige Möglichkeiten der Früherkennung, etwa sogenannte PET-Scans (Positronen-Emissions-Tomographie) oder Nervenwasser-Untersuchungen.

US-Forschern um den Professor der Neurologie Randall J. Bateman an der Washington University School of Medicine in St. Louis ist es nun gelungen, den Gehalt des Alzheimer-Proteins Amyloid Beta im Blut zu messen und anhand dieser Werte vorherzusagen, ob sich das Protein im Gehirn angesammelt hat. Die Ergebnisse kombinieren sie mit weiteren Daten – dem Alter und einem bekannten genetischen Risikofaktor (APOE4). Damit können die Wissenschaftler die Krankheit nach eigener Aussage mit einer Genauigkeit von 94 Prozent vorhersagen. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im Fachmagazin Neurology veröffentlicht.

Klinische Studien kosten- und zeitintensiv

Bisher gibt es nur wenige und aufwändige Möglichkeiten der Früherkennung, etwa sogenannte PET-Scans (Positronen-Emissions-Tomographie) des Gehirns. Dieser kostet nach Angaben der Forscher umgerechnet mehrere Tausend Euro. Die Kosten für den neu entwickelten Bluttest sollen dagegen nur einige Hundert betragen.

Noch befindet sich der Bluttest im Probelauf, bis zum Einsatz werden noch einige Jahre vergehen. Randall J. Bateman setzt große Hoffnung darauf, weil es schneller, günstiger und einfacher wäre: „Im Moment screenen wir Menschen für klinische Studien mit Hirnscans, was zeitaufwendig und teuer ist, und die Registrierung der Teilnehmer dauert Jahre.“

Haben die Symptome wie extreme Vergesslichkeit erst einmal eingesetzt, ist es unwahrscheinlich, dass die Pateinten vollständig geheilt werden können. Früherkennung kann dagegen helfen, neue Behandlungsstrategien zu entwickeln, bevor die Krankheit ausbricht – und so Bateman zuversichtlich – mit diesem Bluttest könne man tausende Menschen innerhalb eines Monats untersuchen. „Es sind Millionen an Patienten, die unter dieser Krankheit leiden, während wir keine Behandlung dafür haben. Wenn wir diese Studien schneller durchführen können, wird uns das näher an die Bekämpfung dieser Krankheit bringen.“

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„Es sind Millionen an Patienten, die unter dieser Krankheit leiden, während wir keine Behandlung dafür haben", so Studienautor Randall J. Bateman.