Im Branchenvergleich zeigt sich, dass Medizinern mit einem durchschnittlichen Brutto-Monatsgehalt von rund 5.300 Euro das meiste Geld angeboten wird, gefolgt von Ingenieuren und Arbeitnehmern in IT und Telekommunikation (rund 3.600 Euro). Auch Naturwissenschaftler, Vertriebsmitarbeiter und Personaler kommen monatlich auf mehr als 3.000 Euro.
Entscheidend für die Höhe der Vergütung ist neben der Tätigkeit vor allem die erforderliche Berufserfahrung, sagt Gehaltsexperte Conrad Pramböck: „Aufgrund der langen Ausbildung zum Arzt ist es gut nachvollziehbar, dass diese Berufsgruppe auch mit hohen Gehältern am Markt rechnen kann.“
Am unteren Ende der Gehaltsskala stehen Verkaufsmitarbeiter im Einzelhandel: Ihnen stellt man monatlich nur rund 2.100 Euro in Aussicht. Und das, obwohl die Branche aktuell händeringend nach Fachkräften sucht: Von Juli bis September 2019 waren im Einzelhandel insgesamt 9.631 Jobs ausgeschrieben, rund 3.000 mehr als im Vergleichszeitraum 2018.
Bezahlung korreliert nicht mit Nachfrage
Die Gehaltsbandbreite für Verkäufer ist allerdings immens groß, relativiert Pramböck. „Je nach Branche und Berufserfahrung werden für Verkäufer Jahresgehälter zwischen 30.000 bis weit über 100.000 Euro bezahlt.“ Anders als im Handel könnten erfahrene Verkäufer in technischen Branchen oder der IT mehr als 70.000 Euro verdienen, „mit Boni sogar über 100.000 Euro.“
Arzt- und Pflegehelfer bietet man rund 2.200 Euro um rund 3.000 Euro weniger als Ärzten, ebenso wie Mitarbeitern in technischen Berufen (rund 2.600 Euro). Dabei korreliert die Bezahlung keineswegs mit der aktuellen Nachfrage, zeigen die Daten: In Wien, Oberösterreich und der Steiermark wurden im dritten Quartal 2019 gut 15.000 Fachkräfte im technischen Bereich gesucht.
„Vor allem die Ballungsräume in Wien und Graz sowie dem Städtedreieck Linz, Wels, Steyr sind händeringend auf der Suche nach Technikern. Gleichgültig ob Mitarbeiter mit Lehrausbildung, HTL-Absolventen oder Akademiker: Der Markt ist in diesen Regionen weitgehend ausgetrocknet“, konstatiert Pramböck.
Wien zahlt am besten, Tirol am schlechtesten
Der Bundesländervergleich zeigt, dass in der Bundeshauptstadt weiterhin die höchsten Gehälter angeboten werden: So beträgt das Durchschnittsgehalt in Wiener Stellenanzeigen rund 3.000 Euro und ist damit um fast 1.000 Euro höher als jenes in Tirol.
Angesichts des aktuell gestiegenen Personalbedarfs dürften sich Arbeitgeber damit ins eigene Fleisch schneiden: Im Herbst 2019 waren in Tirol 2.000 Jobs mehr ausgeschrieben als noch im Sommerquartal. „In Tirol werden viele Mitarbeiter in Tourismusbetrieben gesucht, die traditionell schlechte Gehälter bieten“, so Pramböck.
Da die Gehaltsangaben in Stellenangeboten oft nur den Mindestlohn darstellen und viele Arbeitgeber ihre „Bereitschaft zur Überzahlung“ bekunden, lohnt ein Blick auf das tatsächliche Einkommen der einzelnen Berufsgruppen. Hier zeigen sich zum Teil deutliche Unterschiede: So legt der StepStone Gehaltsreport 2019 offen, dass nicht Ärzte, sondern Mitarbeiter im Finanzbereich am besten verdienen, gefolgt von Managern und Arbeitnehmern in der IT.
Ingenieure, denen in Stellenanzeigen immerhin noch das zweithöchste Gehalt angeboten wird, befinden sich laut eigenen Angaben nur auf Platz fünf im Gehaltsranking, während Naturwissenschaftler nicht einmal in den Top Ten zu finden sind. Gehaltsexperte Pramböck rät daher, Gehaltsangaben in Stellenanzeigen mit einem großen Maß an Vorsicht zu betrachten: „Die tatsächlich bezahlten Gehälter weichen zum Teil deutlich von den angeführten Beträgen ab.“ Von Durchschnittswerten sollte sich niemand aus der Ruhe bringen lassen, so Pramböck: „Überprüfen Sie lieber Ihr Gehalt im Einzelfall.“