Haus Luise

Hilfe für Frauen und Kinder in Not

Das Mutter-Kind-Haus Luise der Caritas bietet Frauen und ihren Kindern nach Wohnungsverlust, Krisen, Armut und Gewalt einen Unterschlupf und professionelle Hilfe mit Beratung und Betreuung. Letztendlich mit einem großen Ziel: Betroffene Frauen dabei zu unterstützen, langfristig wieder ein selbstständiges Leben führen zu können.

Kathrin McEwen

Von außen wirkt das Haus Luise in der Schanzstraße im 15. Wiener Gemeindebezirk sehr unscheinbar, wie ein normales Zinshaus in der Vorstadt. Dennoch ist dieses Haus etwas Besonderes, denn es bietet Platz für Frauen mit Kindern, die – oft von Armut und Gewalt bedroht – ihre Wohnung verloren haben.

Wohnungslose Frauen – eine gesellschaftliche Gruppe, die eigentlich so gut wie nie die notwendige öffentliche Aufmerksamkeit bekommt und keine großen Lobbygruppen hinter sich stehen hat. Denn für viele ist Wohnungslosigkeit von Müttern nach wie vor ein Tabuthema und oft findet sie sehr versteckt statt.

Frauen, die ihre Wohnung beispielsweise aufgrund von Schulden verloren haben, oder weil ihr Partner sie hinausgeworfen hat, oder sie freiwillig das gewalttätige Umfeld verlassen haben, bemühen sich zunächst, bei Freunden zu übernachten und tingeln von Couch zu Couch. Doch irgendwann sind selbst diese Möglichkeiten aufgebraucht, und viele wissen nicht mehr weiter. „Oft haben Frauen aber auch einfach Angst, sich bei uns oder anderen Stellen zu melden, weil sie befürchten, dass ihnen die Kinder abgenommen werden“, erklärt Claudia Ferner, die Leiterin des Caritas Mutter-Kind-Hauses Luise.

Rund um die Uhr

Das Besondere am Haus Luise ist auch, dass es das einzige Haus in Wien ist, das Müttern in solchen Notsituationen ein Notquartier anbietet, das 24 Stunden an sieben Tagen die Woche offensteht. Vorausgesetzt, es sind nicht alle Plätze belegt.

Da kann es passieren, dass Menschen in der Nacht beim Haus anklopfen, weil ihnen eine Mutter mit zwei Kindern am Bahnhof schlafend am Boden aufgefallen ist. Diese Menschen haben nicht weggesehen, sondern sich informiert, wo sie Hilfe bekommen können, und haben die Familie in das Haus Luise gebracht.

Das Haus Luise ist auch jenes das Haus, das einst mit Spenden von Hörern des Radiosenders Ö3 überhaupt erst umgebaut und renoviert werden konnte. Bei der „schönsten Muttertagsaktion aller Zeiten“ im Jahr 2009 hat die „Ö3-Gemeinde“ innerhalb von drei Tagen mehr als 56.000 Euro gespendet. „Das Haus im 15. Gemeindebezirk war ein Erbe an die Caritas. Es war aber lange kein Geld da, es umbauen zu können. Das Ziel, ein Haus zu haben, wo Frauen professionelle und unbürokratische Hilfe in Akutsituationen bekommen, konnte so umgesetzt und 2010 eröffnet werden“, führt Claudia Amsz, Leiterin für Jugend und Familie in der Caritas, aus. 295 Anfragen gibt es im Jahr für diese Notschlafstelle, aber nur fünf Plätze.

Neben diesem Notquartier gibt es 20 Plätze für Frauen mit Kindern, die bis zu zwei Jahre in einer eigenen kleinen Wohnung mit Badezimmer und Küche leben können, sowie Abklärungswohnungen, wo in Zusammenarbeit mit der Jugendwohlfahrt der Stadt Wien entschieden wird, ob die Kinder bei ihren Müttern bleiben können. „Vor allem aber wohnen auch ganz ‚normale‘ Mieter in dem Mehrparteienhaus, so fühlen sich alle wohl und kommen auch zu gemeinsamen Festen zusammen“, erzählt Claudia Ferner.

Unterstützung im Alltag

Pro Jahr leben etwa 150 wohnungslose Mütter mit ihren Kindern in drei Mutter-Kind-Häusern der Caritas in Wien. Das Haus Immanuel in Brigittenau, die älteste Einrichtung der Caritas, ist eine Übergangswohnung für wohnungslose in- und ausländische Mütter und ihre Kinder. Das Haus Luise in Rudolfsheim-Fünfhaus vereint eben drei Angebote: ein Notquartier für Mütter, das rund um die Uhr geöffnet ist, das Mutter-Kind-Wohnen sowie das Abklärungswohnen in Zusammenarbeit mit der MA 11. Das Haus Frida in Floridsdorf beherbergt wohnungslose in- und ausländische Mütter und ihre Kinder, die zum Teil mit unklarem Status in Österreich sind.

Ziel aller drei Einrichtungen ist, dass die betroffenen Frauen lernen, ein eigeständiges Leben zu leben, einen eigenen Haushalt zu führen und eine eigene Wohnung bekommen. So bieten die Häuser der Caritas professionelle Hilfe, Beratung und Betreuung an, um das zu ermöglichen.

Starke Verbundenheit

„Die Frauen, die wir betreuen, brauchen viel Anleitung, wie man mit Ämtern umgeht, wie man Anträge stellt, aber auch, wie man den Alltag mit Kindern organisiert“, beschreibt die Leiterin des Haus Luise ihre Arbeit. Man dürfe dabei nicht vergessen, dass diese Mütter aus Krisensituationen kommen. „Dabei spielen vererbte Armut, schlechte soziale Netzwerke oder erlebte Gewalt oft eine Rolle. Viele Frauen sind schwer vorbelastet.“ Hinter ihnen liegen Krisen, Verzweiflung, Wohnungsverlust, Armut, kaum Rückhalt im Familien- und Freundeskreis und Gewalt. Vor ihnen türmen sich Belastungen wie Krankheit, Überschuldung, Traumata sowie psychische und physische Erschöpfung.

Mit der Betreuung sollen die Frauen es schaffen, später Krisen leichter zu meistern, sich soziale Netzwerke sowie Kinderbetreuungsmöglichkeiten aufzubauen und mit dem Alltag zurecht zu kommen. Ferner: „Selbst, wenn die Frauen ausgezogen sind, kommen sie oft nachher immer wieder zu uns, denn sie wissen, dass es hier für sie Hilfe gibt.“ Und die Leiterin für Jugend und Familie in der Caritas, Amsz, ergänzt: „Beim Haus Frida kommen sogar mittlerweile auch die erwachsenen Kinder oft zu Besuch, die einst bei uns gewohnt haben. Dabei ist es schön zu sehen, was aus ihnen geworden ist.“ Denn besonderes Augenmerk wird natürlich auch auf die Kinder gelegt. Sie sind es, die durch häufige Wohnungswechsel und den Verlust des stabilen Zuhauses schwer belastet sind, kaum Freunde haben und oft sozial völlig isoliert sind. „Da kann es auch schon vorkommen, dass Betreuer des Hauses in die Schule gehen und für das Kind sprechen, wenn es Probleme geben sollte“, nennt Ferner vom Haus Luise nur einen Schwerpunkt ihrer Arbeit mit Kindern. Es gehört auch zum Konzept, dass ein Drittel der Betreuer im Haus Männer sind, „um den Frauen zu zeigen, dass auch Männer sozial kompetent sind“. Oft gebe es nämlich nur negative Erfahrungen mit Männern.

Erhöhtes Armutsrisiko

Neben öffentlichen Förderungen ist diese Arbeit vor allem auf Spenden angewiesen. Das Personal, das es etwa ermöglicht, dass Mütter die ganze Nacht aufgenommen werden können, wird durch Spenden finanziert. „Und man darf nicht vergessen, dass etwa 500.000 Frauen in Österreich armutsgefährdet oder akut armutsbetroffen sind“, zeigt Claudia Amsz die oftmals unterschätzte prekäre Lage von vielen Frauen auf.

Frauen haben gegenüber Männern ein erhöhtes Armutsgefährdungsrisiko. So beträgt die durchschnittliche Alterspension von Frauen mit ungefähr 970 Euro nur etwa 63 Prozent der Durchschnittspension von Männern (1550 Euro pro Monat). Der Unterschied zwischen den mittleren Bruttojahreseinkommen von Frauen und Männern liegt bei etwa 38 Prozent. Amsz: „Das heißt, eigentlich müsste das Angebot ausgebaut werden, denn das derzeitige Angebot kann die Nachfrage bei weitem nicht decken.“

Der Hilfsfonds „#wirtun“

Helfen soll hierbei auch ein neuer – erst im März 2018 geschaffener – Hilfsfonds der Caritas: „#wirtun für Frauen, Mütter und ihre Kinder in Not“ hat bereits zahlreiche prominente Unterstützer. Allen voran Doris Schmidauer, Gattin des Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen, die dieses Projekt voriges Jahr bei einer Pressekonferenz mit der Caritas vorgestellt hat. Der Hilfsfonds soll 1000 Frauen in akuter Not, die unter Armut oder Gewalt leiden und Hilfe brauchen, unterstützen. Betroffene Frauen ermutigen, möglichst frühzeitig Hilfe anzunehmen, denn die Hemmschwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist nach wie vor sehr groß. Und Frauen stärken, wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen – das sind die Leitgedanken dieser Initiative.

„Ärzteball goes charity“

Seit 2013 veranstaltet die Wiener Ärztekammer beim Ärzteball unter dem Motto „Ärzteball goes charity“ ein Casino. Jeder gespendete Beitrag kommt dabei einer Hilfsorganisation zugute.

Auch dieses Jahr hat das Ballkomitee beschlossen, den karitativen Gedanken des Ärzteballs in den Vordergrund zu stellen: Im Jahr 2019 kommen die gesammelten Spenden sowie der gesamte Reinerlös des Balls auf Initiative von Doris Schmidauer dem Hilfsfonds „#wirtun für Frauen, Mütter und ihre Kinder in Not“ zugute.



69. Wiener Ärzteball
Samstag, 26. Jänner 2019
Ort: Hofburg Vienna
Eintritt: 125 Euro (Studenten: 50 Euro[1])

Web: www.aerzteball.at
Facebook: www.facebook.com/wieneraerzteball/
Instagram: www.instagram.com/aerzteball/



[1] Eintritt nur mit gültigem Studentenausweis bis zum vollendeten 26. Lebensjahr

 

So können Sie helfen

www.wir-tun.at



 

• Mit einer Spende von 33 Euro erhalten Frauen einen Platz in einer Notschlafstelle, Unterstützung bei der Arbeitssuche oder einfach nur Essen und Kleidung für sich und ihr Kind.



 

• Mit einer Spende von 20 Euro erhalten armutsbetroffene Jungfamilien ein Babypaket mit vielen Dingen, die Babys brauchen: Babynahrung, Windeln, Bodys, Strampler, Socken, Hauben, Westen usw.



 

• Mit einer Spende von 30 Euro erhalten Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, einen Heizkostenbeitrag und eine umfassende Sozialberatung.



Kontonummer:
Erste Bank
BIC: GIBAATWWXXX
IBAN: AT47 2011 1890 8900 0000
Spendenzweck: wirtun



Auch Sachspenden wie Essen (Konserven, Nudeln, Reis usw.), Kleidung oder Spielsachen sind willkommen.

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Caritas Mutter-Kind-Haus Luise
Der Ärzteball unterstützt den Hilfsfonds „#wirtun“: Isabella Heissenberger, Leiterin des Ballkomitees des Wiener Ärzteballs (Mitte), mit Claudia Ferner und Claudia Amsz von der Caritas, Doris Schmidauer und Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner.
„Die Frauen, die wir betreuen, brauchen viel Anleitung, wie man mit Ämtern umgeht, wie man Anträge stellt, aber auch, wie man den Alltag mit Kindern organisiert. “
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Ein sicheres Dach über dem Kopf und Geborgenheit finden wohnungslose Mütter und ihre Kinder im Haus Luise.
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„Vor allem aber wohnen auch ganz ‚normale‘ Mieter in dem Mehrparteienhaus, so fühlen sich alle wohl und kommen auch zu gemeinsamen Festen zusammen.“