Christina Walkers Texte wurden bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, zuletzt unter anderem mit dem Vorarlberger Literaturpreis und dem Schwäbischen Literaturpreis. 2021 erschien ihr Debütroman „Auto“ (Braumüller, Wien).
Der von der Jury prämierte Text „Das Staunen der Fische“ handelt von einem jungen Mädchen, das mit ihrer Mutter in eine neue Stadt zieht – weit weg vom Vater, der Alkoholiker ist und die Familie terrorisierte, obwohl er längst Kontaktverbot hatte. Als die Ich-Erzählerin den Vater eines Tages vor ihrer Schule entdeckt, beginnt sie zu schwänzen. Sie will den Vater nicht aus Versehen zur neuen Wohnung und zur Mutter zu führen. Sie kämpft gegen die Geister der Vergangenheit, doch diese scheinen sie einzuholen.
Kirsten Fuchs lebt und arbeitet in Berlin. Sie schreibt für „Das Magazin“ und hat diverse Romane, Kurzgeschichtenbände sowie Theaterstücke veröffentlicht. Fuchs war bei verschiedenen Lesebühnen aktiv, aktuell liest sie bei „Fuchs & Söhne“ und „Des Esels Ohr“. 2015 wurde sie mit dem Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin ausgezeichnet, 2016 mit dem Kasseler Förderpreis für komische Literatur sowie dem Deutschen Jugendliteraturpreis für ihren Roman „Mädchenmeute“ (Rowohlt Berlin).
In ihrem eingereichten Text „Sneaker“ beschreibt Fuchs eine Welt, die durch Feuer und Stürme unbewohnbar und in der die Quarantäne zum Dauerzustand geworden ist. Mitten in diese digital ausgerichtete Welt bringt der unvermittelte Besuch einer Amsel der Hauptfigur Sneaker das Verlorene zu Bewusstsein und erweckt in ihm den Wunsch, aus dem rundum digital verwalteten Alltag in das unbekannte Draußen auszubrechen. Die isolierte jugendliche Hauptfigur ist konfrontiert mit der Frage, was es eigentlich heißt, sich der Wirklichkeit zu stellen, in welchem Verhältnis Sicherheit und Freiheit stehen und wie es sich in einer Welt leben lässt, in der die Zerstörung irreversibel geworden ist.
Zwei Sonderpreise vergeben
An die junge Wiener Autorin Mercedes Spannagel sowie an den derzeit in Krakau in einer Künstlerresidenz lebenden Wiener Autor Leonhard Engler ergingen Sonderpreise.
Spannagels Text „Lady, my beautiful” ist die Geschichte eines homosexuellen Paares und zugleich die Geschichte eines jungen Lehrers, der an seiner Schule Verständnis für verschiedene Lebensentwürfe wecken möchte. Spannagel versucht dabei, aus einem Märchen Realität werden zu lassen und der Realität etwas Märchenhaftes zu geben – wobei sehr reale Alltagsprobleme im privaten wie im beruflichen nicht zu kurz kommen.
Ist ein Schizophrener nur dann schizophren, wenn er seine eigene Schizophrenie nicht versteht? Oder ist er dann nicht schizophren, wenn er versteht, was Schizophrenie bedeutet, sie aber für seinen eigenen Fall widerlegen kann? Leonhard Engler führt die Leser in seinem Text vom „Ende der Schizophrenie“ vor, wie uns die Schizophrenie regiert. Ob wir uns nun bemühen, sie zu definieren, oder uns im Gegenteil bemühen, eine Definition zu vermeiden.
Texte mit einem sozialen, medizinischen und/oder ethischen Bezug
Zum Literaturpreis „Gesund schreiben“ konnten unveröffentlichte deutschsprachige Prosatexte, die einen sozialen, medizinischen und/oder ethischen Bezug aufweisen, eingereicht werden. Die eingereichten Texte durften vor der Entscheidung der Jury weder vollständig noch in Auszügen öffentlich vorgetragen oder in gedruckter oder elektronischer Form veröffentlicht worden sein.
Aus allen zeitgerecht eingelangten Einreichungen erstellte die von der Ärztekammer bestellte Jury – ihr gehören die ORF-Redakteurin und Moderatorin Edith-Ulla Gasser (Juryvorsitzende), die Lektorin Anita Luttenberger, die Literaturwissenschafterin Daniela Strigl sowie die Ärzte und Buchautoren Paulus Hochgatterer und Andreas Schindl an - eine fünf Texte umfassende Shortlist, aus der dann der Sieger für den Jurypreis bestimmt wurde. Die Vergabe des Publikumspreises erfolgte durch ein Online-Votum.
Die von der Jury ausgewählten besten Texte sind in einer Anthologie erschienen: Verlag Braumüller, ISBN 978-3-99108-151-7.
Weitere Informationen zum Literaturpreis unter www.gesundschreiben.at.