Bilder aus dem Körperinneren: Was wäre die Medizin ohne die Computertomografie. Den Grundstein für das bildgebende Verfahren in der Radiologie legte Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923). Bis zu seiner Entdeckung der Röntgenstrahlen (1895) musste der Körper chirurgisch geöffnet werden, um ins Innere zu schauen. Und auch später, bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts wurden bei Untersuchungen mit Röntgenstrahlen lediglich zweidimensionale, wenig präzise Bilder erzeugt. Die Technik verbesserte sich erst Anfang der 70er-Jahre mit der Erfindung der Computertomografie.
Cormack beschäftigte sich mit dem Problem der überlagerungsfreien Bildgewinnung
Das Verfahren hat gleich mehrere „Väter“. Einer von ihnen war der Physiker Allan McLeod Cormack. In Kapstadt in Südafrika geboren, arbeitete Cormack ab 1950 in Kapstadt als Physiklehrer. Nebenbei beschäftigte er sich im Krankenhaus mit dem Einsatz von Radioisotopen, die seit den 40er-Jahren für die medizinische Diagnostik genutzt wurden. Entgegen seinem Spezialgebiet der Teilchenphysik, entwickelte er ab Mitte der 50er-Jahre die mathematisch-theoretischen Grundlagen der Computertomografie. Mitte der 60-er Jahre veröffentlichte er in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Journal of Applied Physics“ eine Theorie, mit der ein durch Röntgenstrahlen erzeugtes Querschnittsbild berechnet werden kann.
Während Physiker diese Theorie für die Bildrekonstruktion ihrer elektronenmikroskopisch und radioastronomisch gewonnenen Messdaten nutzten, wurde zunächst ihre Bedeutung für die medizinische Diagnostik nicht erkannt. Erst in den 70er-Jahren wurde der Nutzen offensichtlich. 1971 fertigten Cormack und der britische Techniker Godfrey Hounsfield, im Atkinson Morley's Hospital in London das erste Computertomografie-Bild vom Schädel eines Patienten an. Erstmals hatte man durch die Aufnahme von Bildschnitt-Serien plus Rekonstruktion der Daten zu „Fotos“ aussagekräftige Darstellungen von Schädel und Gehirn anfertigen können. Für ihre Erfindung erhielten Cormack und Hounsfield 1979 den Nobelpreis für Medizin und gehörten damit zu denjenigen Forschern, die am schnellsten den Nobelpreis für eine revolutionäre Entwicklung erhielten.
Heute ist das Schichtbildröntgen aus den meisten Bereichen der Medizin nicht mehr wegzudenken. Ob Unfallchirurgie mit sofortiger Ganzkörper-Diagnostik bei Mehrfachverletzten, Neurologie, Kardiologie oder Onkologie, die Computertomografie ist oft entscheidend für Diagnose, Behandlungsplanung, Therapie, Kontrolle der Behandlung und Nachsorge.