Paul-Ehrlich-Preis

Wichtige Auszeichnung für Forscher aus München und den USA

Der deutsche Zellbiologe Franz-Ulrich Hartl (61) und der US-Amerikaner Arthur Horwich (68) haben den mit 120.000 Dollar dotierten Paul-Ehrlich- und  Ludwig Darmstaedter-Preis 2019 verliehen bekommen.Der Nachwuchspreis geht an Dorothee Dormann.

 

red

Die beiden Forscher aus München und den USA teilen sich damit einen der wichtigsten Preise für medizinische Grundlagenforschung. Das teilte die Paul Ehrlich-Stiftung in Frankfurt mit. Hartl ist Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in München, Horwich forscht am „Boyer Center for Molecular Medicine“ der Yale School of Medicine, dem Department of Genetics und dem Howard Hughes Medical Institute.

Sie werden für ihre grundlegenden Arbeiten zur Proteinfaltung geehrt. Diese seien „von erheblicher Relevanz, da falsch gefaltete und verklumpte Proteine ein wichtiges Merkmal vieler neurodegenerativer Erkrankungen sind, etwa der Alzheimer-Demenz", begründete der Stiftungsrat seine Wahl.

Die Forscher haben gezeigt, dass die Proteine sämtlicher Organismen über einen komplizierten und energieaufwendigen Prozess gefaltet werden und dabei auf Faltungshilfen, sogenannte Chaperone, angewiesen sind. Diese Helfer schirmen die neu synthetisierten oder zu Transportzwecken wieder entfalteten Proteinketten von den restlichen Eiweißen in der Zelle ab und geben ihnen dadurch die Gelegenheit, schnell und unbehelligt ihre korrekte dreidimensionale Gestalt zu finden. Erst wenn die Proteine ihre richtige Form gefunden haben, können sie ordnungsgemäß funktionieren und sich zu größeren molekularen Maschinen zusammenlagern. Falsch gefaltete Proteine verklumpen dagegen schnell und gefährden damit das Wohl der Zellen und des gesamten Organismus.

Dogma der 70er Jahre widerlegt

Mit diesem Blick in den Werkzeugkoffer der Zelle widerlegten die Preisträger ein zentrales Dogma der 1970er Jahre. Nach diesem Dogma sollten Proteine allein durch die in der Abfolge ihrer Aminosäuren enthaltenen Strukturinformation in der Lage sein, sich spontan und ohne fremde Hilfe richtig zu falten. Das ist zwar grundsätzlich richtig, trotzdem brauchen die Proteine dabei Unterstützung. Die von Hartl und Horwich entdeckten Faltungshilfen funktionieren wie kleine Käfige. Diese bestehen aus zwei hohlen, übereinanderliegenden Ringen, in die nicht gefaltete Proteinketten hineingezogen und über einen Deckel abgeschirmt werden.

Gelingt es den Proteinketten nicht auf Anhieb in der Abgeschiedenheit dieser Hohlzylinder ihre korrekte dreidimensionale Struktur zu finden, dürfen sie noch einmal zurück und erhalten eine weitere Chance – bis dass sie entweder fertig gefaltet oder als unbrauchbar deklariert und für den Abbau freigegeben worden sind. Diese unerwarteten Entdeckungen haben ein völlig neues Forschungsfeld begründet. Über die Jahre haben Hartl und Horwich die molekularen Details der zellulären Proteinfaltung bei Bakterien und in den Zellen höherer Lebewesen entschlüsselt und dabei ganz eigene Schwerpunkte gesetzt. Hartl hat sich vor allem mit der exakten Beschreibung der molekularen Faltungsmechanismen beschäftigt, Horwich wichtige Beiträge zur atomaren Struktur mittels Röntgenstrukturanalyse geliefert. Beide sind für diese Leistungen vielfach ausgezeichnet worden.

Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis geht in diesem Jahr an Dorothee Dormann (42) vom Biomedizinischen Centrum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Nachwuchspreisträgerin arbeitet ebenfalls über neurodegenerative Erkrankungen. Sie hat gezeigt, dass der Ausschluss zweier Proteine aus dem Zellkern die Entstehung einer speziellen Form von Demenz und der Amyotrophen Lateralsklerose fördert.

Die Auszeichnung soll am 14. März in der Frankfurter Paulskirche übergeben werden.

 

Preisträger Paul Ehrlich Preis
Die Preisträger des diesjährigen Paul-Ehrlich und Ludwig Darmstaedter-Preises bzw. Nachwuchspreises (v.li.): Franz Ulrich Hartl, Arthur L. Horwich und Dorothee Dormann.
Paul Ehrlich Stiftung