Im Jahr 2018 starben in Österreich bei einem Rekord an Sommertagen mit mindestens 25 Grad 766 Personen. Das waren mehr als im Jahr 2017 (586) , aber deutlich weniger als im Jahr 2015 (1.122), berichtete die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (AGES). Zum Vergleich: Bei Verkehrsunfällen starben 2018 409 Menschen.
„Besonders zu bekämpfen sind die städtischen Hitzespots“, regt Sozialexperte Martin Schenk von der Armutskonferenz zu vorbeugenden Maßnahmen an. In ländlichen Gebieten wirken Bäume und andere Pflanzen, aber auch Oberflächenwasser wie natürliche Klimaanlagen. Sie kühlen die Umgebung in erster Linie durch die Verdunstung von Wasser. In den städtischen Zentren verhindert die bebaute Fläche diese Hitzeregulierung. Regenwasser wird unterirdisch abgeleitet, Beton und Asphalt machen Verdunstung unmöglich. Auch die stark erhöhte Oberfläche durch die Gebäude und das Vermindern der Luftzirkulation tragen zur Hitze bei. Dazu kommen künstliche Wärmequellen wie Autos, Industrie oder Abwärme von Klimaanlagen. So kann es in Städten zu bis zu 12 Grad höheren Temperaturen als in der Umgebung kommen. Als bisheriger Worst case gilt der Hitzesommer 2003, der besonders in Paris viele Tote forderte.
Grünraum in der Stadt verbessert das Klima im Grätzel und zeigt gesundheitlich positive Auswirkungen. Wichtige Schritte sind strategische Maßnahmen auf der Ebene von Flächenwidmungen, Raumplanung und Wohnbau sowie die Anlage von Straßenbegleitgrün, grünen Wandelemente, Fassaden- und Dachbegrünung, Entsiegelung und Regenwassermanagement oder auch die Freilegung von verrohrten Gewässern. Baulich sind Außenjalousien und Wärmedämmungen sinnvoll, auch Fassaden- und Hofbegrünung tun das ihre dazu. „Angesichts von Klimawandel und Hitzetoten gibt es einiges zu tun“, so die Armutskonferenz, deren soziale Initiativen über 500.000 Hilfesuchende im Jahr beraten, unterstützen und begleiten.
Ärmere Bevölkerungsgruppen gehen statistisch gesehen häufiger Berufen nach, die körperlich anstrengend und der Hitze ausgesetzt sind, z.B. als Bauarbeiter oder Reinigungskräfte. Sozial benachteiligte Gruppen leben außerdem meist in Wohnungen mit schlechter Bausubstanz, in denen die Wärmedämmung fehlt und es eher schlechter Ausstattung, etwa keine Außenjalousien gibt. Zudem ist weniger raum pro Kopf vorhanden. Qualitative Untersuchungen weisen darauf hin, dass Ärmere weniger oft und weniger weit in kühlere Bereiche ausweichen können, sie weisen einen schlechteren Gesundheitszustand auf, der gegenüber Hitze verwundbarer macht. Von Hitze besonders stark betroffen sind ältere Menschen, weist Sozialexperte Schenk auch auf die empirischen Zusammenhänge hin.