Die Prognosen über den weiteren Verlauf der Pandemie seien besorgniserregend. Mit möglicherweise bis zu 70.000 Neuinfektionen täglich in den nächsten Wochen drohe das Gesundheitssystem zu kollabieren. Huber: „Auch wenn die Krankheitsverläufe nicht so schwer ausfallen wie in der Vergangenheit, werden einerseits die Hospitalisierungen trotzdem zunehmen, und andererseits wird das Krankenhauspersonal durch Corona-bedingte Ausfälle diese nicht bewältigen können.“
Der Gesundheitsminister sollte wieder mehr Testungen zulassen. „Auf die Eigenverantwortung zu setzen, ist keine Strategie“, so Huber. Vielmehr müsse das zwei Jahre lang bewährte CoV-Testregime wieder geöffnet werden. Die niedergelassenen Ärzt:innen seien jedenfalls jederzeit bereit, die Testungen in ihren Ordinationen zu übernehmen. Huber: „Wir wissen, wie es geht, haben die Ressourcen, und die Patient:innen lassen sich letztendlich am liebsten von ihren persönlichen Vertrauensärzte testen und beraten.“ Zusätzlich ersparten sich die Steuerzahler dadurch die Wiederinbetriebnahme teurer Teststraßen.
Hacker: „Testregime wieder öffnen“
Hacker (SPÖ) hat am Freitag im „Wien heute“-Interview gefordert das „Testregime“ wieder zu öffnen. „Wir hatten noch nie eine solche Welle im Juli. Die Zahlen sind extrem hoch. Und es ist doch bemerkenswert, wenn die Prognoserechner des Bundes uns voraussagen, dass wir vielleicht sogar 80.000 Neuinfektionen in ganz Österreich haben werden. Das ist mehr, als wir jemals zuvor hatten. Und da können wir nicht einfach warten darauf, was passiert, sondern da braucht es Vorbereitungen“, so Hacker im Interview. Hacker könnte sich etwa vorstellen, einen verpflichtenden Test bei großen Veranstaltungen wiedereinzuführen. Dazu brauche es aber Vorarbeiten, die jetzt stattfinden müssten.
„Es ist eine Pandemie. Das ist ernst zu nehmen. Wir können es nicht einfach ignorieren. Wir brauchen Maßnahmen. Das Masketragen wird wohl wieder ein Thema werden. Es wird die Frage der Testungen ein Thema werden. Wir können es uns nicht leisten, dass die Spitäler bis ins Uferlose ausgereizt werden“, so Hacker. Ob es in Wien zu neuen CoV-Maßnahmen kommt, soll laut Hacker davon abhängen, ob sich die Zahlen Ende Juli wieder stabilisieren oder weiter nach oben gehen.
Hacker: Zahl der CoV-Neuinfektionen extrem hoch, Situation in Spitälern „ernst“
Die Situation in den Spitälern sei ernst. „Wir holen jetzt erst Operationen nach, die wir im Frühjahr verschoben haben“, so Hacker. „Die Mitarbeiter arbeiten dort am Zahnfleisch.“ In Graz müssten bereits Intensivpatienten verlegt werden. Hacker: „Wir können es einfach nicht mehr weiter ignorieren und sagen, die Leute sollen das alles selber machen und wir setzen alles auf Eigenverantwortung.“
Derzeit lassen sich in Österreich im Schnitt knapp 100.000 Menschen täglich mittels PCR-Test testen – mehr als zwei Drittel davon in Wien. Das sind Bedienstete sowie Besucher von Krankenhäusern und Pflegeheimen, aber auch Personen, die sich freitesten wollen, als Kontaktpersonen gelten oder über Symptome klagen.