„Wiens Spitäler bieten allen Patientinnen und Patienten Spitzenmedizin an, aber nicht nur das System, sondern auch die Bauten haben angefangen, zu bröckeln“, erklärt Ferenci. Deswegen käme die Bau-Modernisierungsoffensive gerade rechtzeitig, um zumindest die baulichen Mängel zu verbessern. „Neben dem benötigt es aber auch mehr Ärztinnen und Ärzten für Wiens Spitäler und vor allem eine Attraktivierung der Arbeitsbedingungen, um das entsprechende Personal auch zu halten. Solange die Kolleginnen und Kollegen – zumindest teilweise – als billige Verschubmasse gesehen werden, wird das nicht funktionieren.“
Wertschätzung und Attraktivierung der Arbeitsbedingungen nötig
Für Ferenci ist es „höchst an der Zeit“, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und den Kolleginnen und Kollegen jene Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienen. Nur so könnten die Spitzenärzte langfristig im System gehalten werden. Ferenci: „Es zeugt von einem Armutszeugnis, dass dies überhaupt gefordert werden muss und nicht gelebte Praxis ist.“
Man dürfe nicht den gleichen Fehler wie bei der Klinik Floridsdorf machen, „wo es zwar wunderbare Räumlichkeiten für die Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt, diese aber gar nicht voll genützt werden können, da nicht genügend Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung stehen. Wenn die Modernisierungsoffensive der gleichen Logik folgt, bauen wir – zweifellos schöne – potemkinsche Dörfer“. Dazu passe auch, dass in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Zusammenbruch der Akutversorgung mit Anfang Juli drohe.
Zur Behebung der bestehenden Personalmängel brauche es ebenso rasche Initiativen. Insbesondere Zeit sei ein wesentlicher Faktor: „Mehr Zeit für die Ausbildung, Zeit für Patientinnen und Patienten sowie die Erholungsphasen des Personals.“ Nebenbei gehöre auch endlich die Bürokratie gestrafft, damit Ärzt:innen diese Zeit für ihre wirkliche Arbeit am Menschen nützen könnten.
Die angestellten Ärzt:innen erwarten sich nach mehr als zwei Jahren Pandemie „ernsthafte Initiativen“ für eine echte Wertschätzung und für wirkliche Attraktivierungen der Arbeitsbedingungen. „Nur so werden wir die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung der Wiener Bevölkerung meistern. Schöne neue Spitäler alleine behandeln keine Patientinnen und Patienten“, so Ferenci. Abschließend sieht sich Ferenci in seiner Forderung nach einer Ausgliederung des WIGEV bestätigt, da auch die Modernisierungsoffensive von einer ausgegliederten GmbH und nicht vom WIGEV selbst organisiert wird.