So skizzierte etwa Wolfgang Mazal vom Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien, die in Planung befindliche Landesgesundheitsagentur, die ab Sommer 2020 sowohl die Landeskliniken als auch die Landespflegeheime organisatorisch zusammenführen wird. Er erläuterte unter anderem, dass damit weniger Schnittstellen, klare Verantwortlichkeiten und raschere Entscheidungen verbunden sind.
Ronald Gallob, Vizepräsident der Ärztekammer für Niederösterreich und Kurienobmann der angestellten Ärzte, ergänzte: „Die Größe eines Systems kann als Chance gesehen werden. Bedenkt man wie sich die moderne Medizin entwickelt hat und weiter entwickeln wird, wird klar, dass wir durchorganisierte Strukturen brauchen. Die Landesgesundheitsagentur kann eine gute Basis dafür bieten. (..)“
Oftmals belastende Arbeitsbedingungen und die in vielen Fällen unterdurchschnittlichen Verdienstmöglichkeiten führen schon jetzt zu gravierendem Personalmangel im Gesundheits- und Sozialbereich, so die Kammer. Vor allem müssten Möglichkeiten zur Karriereentwicklung geschaffen werden, es ginge nicht in erster Linie um bessere Verdienstmöglichkeiten, sondern vor allem um verbesserte und altersgerechte Gestaltungsoptionen.
AK Niederösterreich-Vizepräsidentin Gerda Schilcher betont dabei die Rücksichtnahme auf verschiedene Lebensphasen: „Kindererziehung, berufliche Weiterbildung, Wunsch nach anderen Arbeitszeitmodellen oder die Arbeitsanpassung nach 30, 35 oder 40 Arbeitsjahren, diese Lebensphasen sind nicht etwas Exotisches, sondern passieren im Leben jeder und jedes Berufstätigen“. Weiters meinte sie, dass es dringend notwendig sei, den Gesundheitsberufen mehr Gestaltungsfreiheit am Arbeitsplatz und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und familiären Aufgaben einzuräumen: „Die alternde Gesellschaft stellt uns vor Aufgaben, die zwar oft genug beschrieben, aber noch lange nicht gelöst sind.“
Neue Berufsprofile etablieren sich
Der Wandel in den Berufsbildern hat zwar mit der Neuordnung der Berufsausbildung und Akademisierung schon begonnen, Themen wie Digitalisierung nehmen aber erst richtig Fahrt auf. Als Beispiel nannte Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, die Übertragung von Gesundheitswerten der Patienten von zu Hause direkt in die Arztordinationen oder Primärversorgungszentren im Rahmen der telemedizinischen Betreuung von Diabetikern. Ein Vorteil dabei wäre etwa die Ersparnis von Untersuchungszeiten in den Ordinationen. „Die Arbeit mit Daten in den Gesundheitseinrichtungen und die verstärkte Koordination der multiprofessionellen Versorgung erfordert zwar neue digitale Kompetenzen, doch wird es dadurch innovative, körperlich weniger belastende Arbeitsfelder für medizinisches und pflegerisches Personal geben“, so Ostermann.
Unter dem Dach der Landesgesundheitsagentur werden an 77 Standorten 26.850 hauptamtliche und 1.572 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammenarbeiten.