„Multiple Krisen“

Ärzte ohne Grenzen warnt vor zunehmenden Schwierigkeiten für Arbeit

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat auf die zunehmenden Schwierigkeiten für die eigene Arbeit in einigen Einsatzländern aufmerksam gemacht. „Wir beobachten multiple Krisen und zeitgleich eine zunehmende Einschränkung und Bedrohung unserer Arbeit“, sagte Christian Katzer, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, am Mittwoch in Berlin. Im 30. Jahr ihres Bestehens verwies die deutsche Sektion der Hilfsorganisation allerdings auch auf die große Unterstützung, die sie im vergangenen Jahr erfahren habe. „Wir haben 2022 mehr als 260 Millionen Euro an Spenden erhalten. Das ist ein neuer Rekord“, hieß es.

red/Agenturen

Mit 22 Millionen Euro sei der größte Teil des Geldes nach Jemen geflossen, erklärte eine Sprecherin. Dort seien nach acht Kriegsjahren das Gesundheitssystem und die wirtschaftliche Lage desaströs. Besonders die Lage der Frauen sei im Jemen wie auch in vielen anderen Ländern schwierig. Als besonders drastisches Beispiel beschrieb die stellvertretende Vorsitzende der deutschen Sektion, Parnian Parvanta, die Situation der Mädchen und Frauen in Afghanistan. „Momentan können in Afghanistan Frauen oft nur von Frauen behandelt werden“, sagte Parvanta. „Wenn es kein ausgebildetes weibliches Personal mehr gibt, könnten sie nicht behandelt werden.“ Aber auch Angriffe auf Krankenhäuser und humanitäres Personal wie aktuell im Sudan erschwerten die unabhängige medizinische Versorgung. Das habe katastrophale Konsequenzen für die zivile Bevölkerung.

Auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine beeinflusse die Arbeit der Organisation. Es gebe nach Kampfhandlungen und Angriffen immer wieder Lücken in der Versorgung von Patient:innen, sagte Katzer. Man habe allerdings auch Erfolge aufweisen können. Beispielsweise sei eine Art „Pizzaboten-System“ für Medikamente aufgebaut worden, das anschließend in das ukrainische Gesundheitssystem integriert wurde.