In Südostasien (Lebenserwartung: 73,3 Jahre) würde ein Infizierten-Zuwachs um zehn Prozentpunkte dagegen „nur“ in einem Verlust von 0,7 Lebensjahren resultieren. Im südlichen Afrika - mit seiner deutlich niedrigeren Lebenserwartung von im Schnitt 62,1 Jahren - kostet eine um diese Marke höhere Virus-Verbreitung im Schnitt um die 0,4 Lebensjahre, so die Berechnungen der Wissenschafter Guillaume Marois, Raya Muttarak und Sergei Scherbov vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien und dem Wiener Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital.
Deren Simulationen beruhen auf Zahlen aus einer Studie aus der chinesischen Ursprungsprovinz des SARS-CoV-2-Virus, Hubei, wonach die Todesraten zwischen null Prozent bei Null- bis Neunjährigen und nahezu acht Prozent bei Über-80-Jährigen lagen. Das kombinierten die Forscher mit Daten zur Bevölkerungsstruktur in diesbezüglich vergleichbaren Weltregionen. Dies waren hier Europa und Nordamerika, Lateinamerika und die Karibik, Südostasien sowie Afrika südlich der Sahara. Auf dieser Basis berechnete das Team, wie sich die Lebenserwartung verändern würde, wenn zwischen einem und 70 Prozent der jeweiligen Bevölkerung Covid-19-infiziert wären.
Da aufgrund der Altersstruktur unter diesen stark vereinfachten Grundannahmen davon auszugehen wäre, dass altersbedingt in Europa und Nordamerika durchschnittlich jeder Einhundertste und im verhältnismäßig jungen südlichen Afrika lediglich jeder Fünfhundertste stirbt, ergaben sich die deutlichen Unterschiede. Während sich in dem Szenario, dass nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung an Covid-19 erkrankt, kaum Auswirkungen auf die Lebenserwartung ergeben, könnten sich bei einer Rate von 50 Prozent Erkrankungen in Europa und Nordamerika Verluste von drei bis neun Jahren einstellen. In Lateinamerika und der Karibik läge der Wert zwischen drei und acht, in Südostasien zwischen zwei und sieben und im Süden Afrikas zwischen einem und vier Jahren, schreiben die Wissenschafter in ihrer Arbeit. Derartige, wenn auch unwahrscheinliche Entwicklungen könnten also den allgemeinen Trend in Richtung immer höherer Lebenserwartungen in vielen Ländern durchbrechen.