„Schnell wirkende Insulinanaloga haben im Vergleich zum Humaninsulin den Vorteil, dass sich mit ihnen Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten leichter abfangen lassen und Unterzuckerungen durch zu lange Wirkung vermieden werden können“, erklärt Eva Svehlikova von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der Med Uni Graz und Erstautorin der nun in Diabetes Care veröffentlichten Studie. „Diese Produkte sollen den Insulinspiegel besser an die natürliche Ausschüttung von Insulin anpassen und es ermöglichen, das Insulin zu oder sogar nach den Mahlzeiten zu verabreichen. Doch Untersuchungen haben gezeigt, dass auch die schnellen Insuline etwa 15 bis 20 Minuten vor dem Essen injiziert werden müssen, um den Blutzuckerspiegel optimal einzustellen.“
Vor etwa zwei Jahren wurde ein neues, ultraschnelles Insulinprodukt — AT247, eine Neuformulierung von Insulin aspart mit 100 IU/ml (U100) — an der Med Uni Graz untersucht. Dabei hat die Neuformulierung von Insulin aspart schon in der U100-Standard-Konzentration eine deutlich schnellere Verfügbarkeit und Wirkung gezeigt als die bisher am Markt befindlichen Insulin aspart-Formulierungen. In der aktuellen Studie wurde nun untersucht, ob die ultraschnell wirksamen Charakteristika auch in der U500-Variante beibehalten werden können.
U500-Insulin in der klinischen Entwicklung
Die aktuelle Studie an Typ-1-Diabetiker*innen konnte zeigen, dass AT278 nach der Injektion ebenfalls schneller in den Blutkreislauf kommt und dadurch auch schneller wirkt, selbst wenn es in hoher Konzentration und somit über ein geringeres Injektionsvolumen verabreicht wird.
Derzeit gibt es keine hochkonzentrierten, schnellen Insulinprodukte auf dem Markt. AT278 hat somit das Potenzial, das erste derartige Produkt zu sein, das Diabetiker*innen zur Verfügung steht. „Die Veröffentlichung der Studiendaten in einem Peer-Review-Journal fördert die Sichtbarkeit von AT278 als vielversprechendes Insulinprodukt der nächsten Generation, das mit seinem überlegenen PK/PD-Profil die glykämische Kontrolle nach dem Essen verbessern sollen. Weiters ermöglicht es die Reduzierung des Injektionsvolumens und das Vermeiden von Aufteilen der Einzeldosis in mehrere Injektionen bei Diabetiker*innen mit hohem täglichen Insulinbedarf“, so Eva Svehlikova. Ein hochkonzentriertes, schnelles Insulin könnte auch einen entscheidenden Schritt in Richtung Miniaturisierung in der Diabetestechnologie ermöglichen und die Entwicklung der nächsten Generation von Insulinpumpen vorantreiben.
In Österreich sind derzeit etwa geschätzte 800.000 Menschen von Diabetes betroffen.