Neurologie

Netzhaut auf Panoramablick geeicht

Die Netzhaut ist an genau jene Bilder angepasst, die sie am häufigsten zu sehen bekommt: Landschaften mit hellem Himmel, dunklem Boden und einem recht deutlichen Horizont dazwischen. Die Struktur des natürlichen Panoramas spiegelt sich demnach in der Anordnung der Netzhaut-Zellen wider, berichten Wissenschafter des ISTA in Klosterneuburg (NÖ) im Fachjournal „Nature Neuroscience“. Dadurch können optische Wahrnehmungen so effizient wie möglich erfasst werden.

red/Agenturen

„Die neuronalen Schaltkreise des Gehirns müssen mit den Herausforderungen unsere Umwelt fertig werden, um nützliche Informationen interpretieren zu können. Aber unsere Welt ist nicht homogen - man betrachte nur den Himmel und den Boden, da ändern sich zum Beispiel Helligkeit und Kontrast dramatisch“, erklärte Maximilian Jösch vom Institute of Science and Technology Austria (ISTA).

Der Neurobiologe überlegte sich daher mit seinem Team, wie die einzelnen „rezeptiven Felder“ (Wahrnehmungsbereiche) in der Netzhaut (Retina) aussehen sollten, wenn sie für solche Szenerien optimiert sind. Jene für den oberen Bildteil müssten demnach auf stärkeres Licht ausgelegt sein, jene für den unteren Bereich auf dunklere Nuancen. Für den ziemlich abrupten Übergang dazwischen, also den Horizont, könnte es eine Reihe von Sehfeldern geben, die eher asymmetrisch angeordnet sind.

Asymmetrien im visuellen Horizont

Aufnahmen von über 31.000 rezeptiven Feldern aus Mäuse-Retinas bestätigten diese Annahme: Sie sehen nicht über die ganze Fläche gleich aus, sondern sind an die Lichtverhältnisse von Panoramaszenerien angepasst, die Mäuse genau so wie Menschen Tag für Tag vor Augen haben.

Die Formen der rezeptiven Felder ändern sich also in der Netzhaut von oben nach unten, und rund um den „visuellen Horizont“ sind Asymmetrien zu erkennen - genau so wie die Forscher es vorhergesagt haben. Offensichtlich erfolgte durch evolutive Prozesse eine Anpassung an diese Inhomogenitäten, „um effizient grundlegenden Berechnungen zu verbessern, die fürs Sehen notwendig sind“, so Jösch.

 

 

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Unser Auge ist an genau das angepasst, was es am Häufigsten in Sachen Formen und Struktur zu sehen bekommt.
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