Medizin-Aufnahmetest

15.400 Interessenten für 1.850 Studienplätze

Rund 15.400 und damit etwas weniger Menschen als im Vorjahr waren dieses Jahr für den Aufnahmetest zum Medizinstudium angemeldet. Wie viele tatsächlich teilnahmen, wird gegen Mittag bekannt gegeben. Begleitet war der Test, der in Wien, Graz, Innsbruck und Linz stattfindet, auch heuer von der Forderung nach mehr Studienplätzen. Der Innsbrucker Vizerektor hingegen „wäre glücklich“ über eine Quote für deutsche „Numerus-Clausus-Flüchtlinge“.

red/Agenturen

Die Teilnehmer versuchen bei der rund achtstündigen schriftlichen Prüfung einen der 1.850 Studienplätze an den Medizin-Unis Wien, Innsbruck und Graz bzw. an der Uni Linz zu ergattern. Rund die Hälfte der Bewerber entfällt auf die MedUni in der Bundeshauptstadt (7.537), 3.200 auf Innsbruck, 2.589 auf Graz und 2.074 auf die Linzer Johannes Keppler Universität. In Wien kommen damit zehn Bewerbungen auf einen Studienplatz, in Innsbruck acht, in Graz sowie in Linz je sieben.

Neu ist für die Bewerber heuer ein Bereich, der die Sozialkompetenzen abfragen soll. So müssen die Kandidaten etwa ein „soziales Dilemma“ lösen, Emotionen erkennen und darauf reagieren und durch richtige Antworten zeigen, dass es ihnen gelingt, „unruhige Patienten“ zu beruhigen. „Der MedAT ist einer der wenigen Tests auch im deutschsprachigen Raum, der diese Komponente berücksichtigt“, betonte die Wiener Vizerektorin für Lehre Anita Rieder bei einer Pressekonferenz in der Wiener Messe, wo die MedUni Wien den Test abhält.

In Innsbruck haben Freitagfrüh in der Messehalle die Aufnahmetests für angehende Medizinstudenten begonnen. 410 Studienplätze waren zu vergeben. Der Med-Uni-Vizerektor für Lehre und Studierendenangelegenheiten, Wolfgang Prodinger, sprach sich vor Beginn des Tests bei einem Pressegespräch in der aktuellen Debatte rund um deutsche „Numerus-Clausus-Flüchtlinge“ für eine „Mediziner-Quote“ aus.

75 Prozent Österreich-Quote

Zugleich gab er sich aber skeptisch, dass solche „Änderungen schnell zu erwarten sind.“ Letzten Endes bleibe es außerdem „eine politische Entscheidung“. „Ich wäre aber glücklich, wenn eine solche Quote kommen würde, denn dann hätten wir mehr österreichische Absolventen“, so der Vizerektor. Zugleich aber verteidigte Prodinger die Medizin-Studenten aus Deutschland: „Diese haben Österreich auch gut getan.„

Ins Spiel gebracht hatte eine solche Quote die Niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die dafür eintrat, den „Numerus-Clausus-Flüchtlingen“ einen Riegel vorzuschieben. Unterstützung bekam sie durch ein Gutachten des Innsbrucker Europarechtsexperten Walter Obwexer, der der Auffassung war, dass Österreich die Zulassungsbeschränkungen des jeweiligen Heimatlandes für ausländische Medizinstudenten anwenden dürfe. Anderer Meinung war wiederum wenig später Europarechts-Kollege Peter Hilpold im APA-Gespräch. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) war hingegen in dieser Frage noch vorsichtig geblieben. Man prüfe den Mikl-Leitner-Vorstoß gerade „sehr intensiv“. Polaschek setzte eine eigene Arbeitsgruppe mit Experten aus Europa- und Verfassungsrecht ein, inwieweit man auf Basis der Expertise an die EU-Kommission herantreten sollte.

Rieder betonte hingegen, dass - auf den Tag genau - vor 18 Jahren durch den Europäischen Gerichtshof festgehalten wurde, dass Bewerbern aus der EU ein Studium grundsätzlich ermöglicht werden müsse - genauso aber auch andersherum. Von den 7.500 Bewerbern in Wien hatten heuer 1.830 kein österreichisches Maturazeugnis. Mit 1.400 kam der Großteil davon aus Deutschland. Ähnlich in Innsbruck, wo von den 1.448 Bewerbungen aus EU-Ländern 1.333 auf Deutschland entfielen.

In der Humanmedizin gehen mindestens 95 Prozent der Studienplätze an allen Unis an Kandidaten aus der EU und mindestens 75 Prozent an Studienwerber mit österreichischem Maturazeugnis. In der Zahnmedizin werden die Plätze unabhängig von der Nationalität an die Bewerber mit dem besten Testergebnis vergeben.

„Mehr Studienplätze“ gefordert

Einen österreichweiten Ärztemangel sieht man in Wien nicht. Viel eher sei es ein regionales und zum Teil auch nationales Verteilungsproblem, der in den letzten Jahren neu ausgebildeten Ärzt:innen. Problemfelder seien unter anderem die schlechte Bezahlung, die „Migration in die lukrative und nur teilweise versorgungsrelevante Privatmedizin“ und der internationale Wettbewerb um Jungmediziner.

Auch der Forderung nach mehr Studienplätzen könne man nichts abgewinnen. Österreich liege mit der Zahl der Absolventen  im internationalen Spitzenfeld und bilde in Bezug auf die Einwohnerzahl wesentlich mehr Menschen aus als vergleichbare Länder. Bis 2028 erfolge ohnehin ein schrittweiser Ausbau auf 2.000 Studienplätze österreichweit. Diese Zahl sei noch möglich, ohne das darunter die Qualitätsstandards leiden müssten.

Die SPÖ fordert indes die Verdoppelung der Medizinstudienplätze. Um dem Mangel an Kassenärzten entgegenzuwirken, schlägt die SPÖ vor, jene über Stipendien oder Bonussysteme zu bevorzugen, die sich bereit erklären, dem öffentlichen Gesundheitssystem eine gewisse Zeit lang zur Verfügung zu stehen. „An immer mehr Ecken und Enden kracht es. Ärzt:innen fehlen, Wartezeiten werden immer länger - außer man zahlt privat. Dabei zeigt sich Jahr für Jahr: Es gibt genug junge Menschen, deren Traum es wäre, Leben zu retten. Wir sollten ihnen die Chance, ihren Traum zu erfüllen, auch geben“, betonte Klubobmann Philip Kucher gegenüber der APA. Die Vorsitzende der ÖH an der MedUni Carolin Vollbrecht sieht den Vorschlag, innerhalb „kürzester Zeit“ die Studienplätze zu verdoppeln, hingegen kritisch, da darunter die Qualitätsstandards leiden würden.

„Mehr Studienplätze“ lautet auch die jährliche Forderung der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). Das strenge Aufnahmeverfahren führe bei vielen Bewerbern zu großer psychischer Belastung und verstärktem Konkurrenzdenken untereinander. Außerdem würden die derzeit verfügbaren Studienplätze nicht ausreichen, um den „chronischen Ärztemangel“ auszugleichen, kritisierte das ÖH-Vorsitzteam in einer Aussendung. Ein weiteres Problem sei, dass das Aufnahmeverfahren oft mit teueren Vorbereitungskursen einhergehe. „Diese Art der sozialen Selektion führt dazu, dass Bildung gerade im medizinischen Bereich noch immer stark vererbt wird“, kritisierte Nina Mathies (VSSTÖ) vom Vorsitzteam.

In der Humanmedizin gehen mindestens 95 Prozent der Studienplätze an allen Unis an Kandidaten aus der EU und mindestens 75 Prozent an Studienwerber mit österreichischem Maturazeugnis.
Einen österreichweiten Ärztemangel sieht man in Wien nicht. Viel eher sei es ein regionales und zum Teil auch nationales Verteilungsproblem, der in den letzten Jahren neu ausgebildeten Ärzt:innen. Problemfelder seien unter anderem die schlechte Bezahlung.
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