Genetik

Erbgut muss zum Ablesen in Bewegung bleiben

Steuerelemente liegen oft weit entfernt von den Genen, deren Ablesen sie forcieren. Das verhindert nicht eine enge Beziehung zwischen den beiden, weil das Erbgut dicht gepackt und ständig in Bewegung ist, sagt der niederösterreichische Physiker David Brückner: „Die Kommunikation über große Entfernungen ist viel besser, als man dachte, weil sich das System ständig in einem fließenden und dynamischen Zustand befindet“. Die Studie ist im Fachmagazin „Science“ erschienen.

red/Agenturen

David Brückner, der am Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg (NÖ) forscht, untersuchte mit physikalischen Modellen Bewegungsdaten von Steuerelementen (Enhancern) auf den Chromosomen (Erbgutträgern) und den Startregionen (Promotoren) unmittelbar vor jedem Gen. Diese Daten wurden von Wissenschaftern der Universität Princeton (USA) aufgenommen. Sie markierten dazu in Zellen von Fruchtfliegen Enhancer grün und Promotoren blau fluoreszierend. Zusätzlich leuchtete jede abgelesene Vorlage (mRNA) für einen Eiweißstoff rot.

Der niederösterreichische Physiker fand heraus, dass man die stochastischen (zufälligen) Bewegungen der Enhancer und Promotoren mit einer Kombination zweier Modelle optimal beschreiben kann: Die Durchmischung (Diffusion) würde durch das sogenannte Rouse-Modell gut erklärbar, das jede beteiligte Komponente als elastische Feder darstellt. Die äußerst dichte Struktur der Erbgutträger sei wiederum von einem Modell namens „fractal globule model“ (Modell mit fraktalen Kugeln) passend abgebildet.

Brückner kam durch die Analysen zu dem Schluss: „Aufgrund der dichten Packung und der schnellen Bewegung hängt die Bindung dieser beiden Genregionen viel weniger von ihrem Abstand entlang des Chromosoms ab, als bisher angenommen wurde“, wie es in einer Aussendung des ISTA heißt.

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Die Forscher haben mit physikalischen Modellen Bewegungsdaten von Steuerelementen (Enhancern) auf den Chromosomen (Erbgutträgern) und den Startregionen (Promotoren) unmittelbar vor jedem Gen untersucht.
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