Ärztekammer sieht bauliche Sanierung der Wiener Spitäler in Gefahr

Wolfgang Weismüller, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, kritisiert die Investitionspolitik des Gesundheitsstadtrats bezüglich der KAV-Spitäler. Der Löwenanteil fließe ins KH Nord, während für die Sanierung älterer Krankenhäuser kaum etwas übrig bleibe. Den letzten Schlagabtausch zu Wahlarztordinationen bezeichnet Weismüller als Ablenkungsmanöver.

red

„Sucht man auf der Homepage des Wiener Krankenanstaltenverbunds das Wiener Spitalskonzept 2030, findet man dort, neben blumigen Zukunftsvisionen, ein handfestes Versprechen der Stadt Wien, das es umzusetzen gilt und das nicht verwässert werden darf, so wie es derzeit in der aktuellen Diskussion seitens des Gesundheitsstadtrats passiert“, fordert Wolfgang Weismüller, Obmann der Kurien angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien.

Gemäß KAV-Website heißt es dort unter anderem, dass eine moderne Infrastruktur die notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche und effiziente Gesundheitsversorgung sei. Die Konzentration auf sieben Standorte mit den notwendigen Um- und Zubauten garantiere, dass ein vernünftiges Maß an Mitteln in bauliche Maßnahmen fließe, der Löwenanteil jedoch in die Patientinnen- und Patientenversorgung gehe und nicht in die Betriebskosten veralteter Bauten.

„Vor allem der letzte Satz ist von Bedeutung, weil es in der Gesundheitspolitik immer um die Patientinnen und Patienten gehen muss. Diesbezüglich freut es mich zwar, dass vom Gesundheitsstadtrat Investitionen von zwei Milliarden Euro in die KAV-Spitäler medial angekündigt wurden. Bedenklich ist aber, dass davon der Löwenanteil in die ewige Baustelle des KH Nord fließen soll und somit für die Sanierung älterer Krankenhäuser kaum etwas übrig bleibt, um sie zukunftsfit zu machen“, warnt Weismüller.

Die in Aussicht gestellten „umfangreichen Neubauten“ sollen jetzt, wieder einmal, „durch punktuelles Herumbasteln“ ersetzt werden. Damit ist für Weismüller auch klar, dass der letzte medial übermittelte Angriff des Gesundheitsstadtrats auf die Ärzteschaft (Stichwort: Wahlarztordinationen) nur eines bezweckt: „Es ist dies ein Ablenkungsmanöver und soll die Aufmerksamkeit von den wahren Problemen, die den Wienerinnen und Wienern bevorstehen, abziehen.“

Champions-League am Krautacker

„Die Wiener Ärzteschaft spielt zwar fachlich in der Champions-League der Medizin“, zieht Weismüller einen Vergleich zum Fußball, „sie tut dies aber oft auf einem Krautacker“. Dass das auf Dauer nicht gut gehen könne, sei evident. Zu lange seien Reinvestitionen nur halbherzig, flickwerkartig und ungenügend durchgeführt worden, zu lange habe man sich in der städtischen Gesundheitspolitik aufs „Weiterwursteln“ verlassen.

Die Stadt Wien wäre gut beraten, ihre eigenen Versprechungen wahr werden zu lassen. „Die Patientinnen und Patienten wissen, was sie an ihren Spitälern in Wien haben. Sorgen wir doch gemeinsam dafür, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Wir Ärztinnen und Ärzte sind gesprächsbereit“, erneuert Weismüller sein Angebot zur Mitarbeit und verweist auf einen weiteren Leitspruch von der Homepage des KAV, worin es heißt, „das Wiener Spitalskonzept 2030 ist ein Modernisierungsprogramm, kein Sparprogramm. Es wird sicherstellen, dass die Wiener Gemeindespitäler auch in Zukunft den Ansprüchen der Patientinnen und Patienten gerecht werden“. Weismüller: „Ich fordere den KAV und die Gemeinde Wien auf, das auch tatsächlich umzusetzen und nicht wortbrüchig werden.“ 

 
© medinlive | 18.04.2024 | Link: https://app.medinlive.at/index.php/gesundheitspolitik/aerztekammer-sieht-bauliche-sanierung-der-wiener-spitaeler-gefahr