Sturzprävention
Sturzprävention

Sensor soll Stürze bei Senioren verhindern

Deutsche Forscher haben einen Sensor entwickelt, mit dem sich das Sturzrisiko älterer Menschen im häuslichen Umfeld einschätzen lässt

red

Besonders ältere Menschen sind akut sturzgefährdet. Die Folgen betreffen sie selbst, ihr persönliches Umfeld, aber auch das Gesundheitssystem. Elektrotechniker des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wollen mit neuer Sensortechnik Abhilfe schaffen: die Bewegungen und Umfeld in den Blick nimmt und es so möglich macht, das Sturzrisiko zu bewerten und passende Maßnahmen zum Vorbeugen von Stürzen zu empfehlen. Derzeit entwickeln die Forscher den Prototyp zusammen mit einem Industriepartner weiter.

Sturzgefahr kontinuierlich erheben

„Wir wollen die Bewertung des Sturzrisikos genau dann machen, wenn sie gebraucht wird, also im häuslichen Umfeld der gefährdeten Person“, wird Tomislav Pozaic, der zu dem Thema am Institut für Technik der Informationsverarbeitung (ITIV) des KIT seine Doktorarbeit geschrieben hat, in der Presseaussendung zitiert.

Bisher sei eine solche Bewertung nur in geriatrischen Kliniken im Zusammenhang mit Rehabilitationsmaßnahmen oder als Sturztagebuch von Patienten erfolgt. „Häufig sind davor bereits ein oder mehrere Stürze passiert. Deshalb wollen wir die Bewertung der Sturzgefahr kontinuierlich erheben, um so vielleicht schon den ersten Sturz zu verhindern“, so der Elektrotechniker.

Auch Umgebungskontext Teil der Bewertung

In einer großen klinischen Studie in Zusammenarbeit mit der geriatrischen Abteilung des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses unter Leitung von Professor Clemens Becker hat die Arbeitsgruppe untersucht, wie sich Handgelenksensoren, die sowohl Bewegung als auch die Umgebung erfassen, zur Sturzvermeidung einsetzen lassen.

Die von ihnen entwickelten Sensoren werten die Anzahl und Art der Schritte genauso aus wie das Tempo und den Bewegungsablauf. Außerdem sind sie in der Lage, diese in den Umgebungskontext zu setzen. „Verschiedene Umgebungen wie etwa die Straße im Vergleich zur eigenen Wohnung führen zu unterschiedlichen Risiken“, sagt Pozaic.

Algorithmus berechnet Sturzrisiko

Ein Algorithmus rechnet die Messwerte aus dem Sensor in eine Kennzahl um, die für das Sturzgefahrniveau – also „gefährdet“ oder „nicht gefährdet“ – steht. Bei gefährdeten Personen unterscheidet das System weiter zwischen Personen, die einmalig oder mehrmals gestürzt sind.

„Vorteil der Technik ist, dass sie im Alltag zu Hause anwendbar ist und somit bei Bedarf auch dem Arzt direkt die Informationen übermitteln kann, die das konkrete Umfeld des Patienten betreffen. Das spart zum einen Zeit und zum anderen lassen sich Präventionsmaßnahmen so auch leichter an das häusliche Umfeld des Patienten anpassen“, fasst Stork zusammen. Informationen aus drei Bereichen der Bewegung – Gang, Aufstehverhalten der Person und Arm-Bein-Koordination – werden ausgewertet, um die richtige Strategie gegen Stürze zu wählen. Zu diesen Strategien zählen unter anderem Gleichgewichtstrainings, Arzneimittelanpassungen und das Minimieren von Gefahren im Haushalt.

Aktuell befinden sich die Sensoren gemeinsam mit Bosch Healthcare Solutions in der Weiterentwicklung und könnten in den nächsten Jahren auf den Markt kommen, heißt es in der Mitteilung.

Sturz
Sturzprävention ist ein wichtiges Thema in der Gesundheitsversorgung älterer Menschen.
iStock Toa55
 
© medinlive | 18.04.2024 | Link: https://app.medinlive.at/index.php/wissenschaft/sensor-soll-stuerze-bei-senioren-verhindern