Diabetes
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Im Vormarsch: 415 Millionen Diabetiker weltweit

Die Stoffwechselerkrankung ist zur Volkskrankheit quer durch alle Schichten geworden. Vor allem der Diabetes Typ 2 nimmt lebensstilabhängig zahlenmäßig enorm zu.

red

Seit 2007 ist der Weltdiabetestag ein offizieller Tag der Vereinten Nationen (UN) und damit die zweite Krankheit nach HIV/AIDS, die einen offiziellen UN-Tag erhalten hat. Rund um den 14. November finden traditionell weltweit Informationsveranstaltungen statt.

In Österreich wird die Gruppe der Diabetiker derzeit auf rund 515.000 bis 809.000 Menschen geschätzt (7 bis 11 Prozent). Diese Summe inkludiert rund 368.000 bis 515.000 ärztlich diagnostizierte Diabetes- Fälle (rund 5 bis 7 Prozent) sowie geschätzte 147.000 bis 294.000 undiagnostizierte Diabetiker (rund 2 bis 4 Prozent). In der Gruppe der 0-bis 14-Jährigen wird für Österreich ein Diabetiker-Anteil von etwa 0,1 Prozent angenommen (ca. 1.600 Kinder). Für das Jahr 2030 erwartet man bereits 800.000 Erkrankte. Über 85 Prozent davon sind dem Typ 2 zuzuordnen. Diese Diabetesform war früher auch als nicht-insulinabhängiger Diabetes oder Altersdiabetes bekannt, tritt aber zunehmend auch bei jüngeren Menschen auf. Weltweit sind rund 415 Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt (etwa 9 Prozent; mehrheitlich an Typ-2-Diabetes), davon 60 Millionen in Europa (etwa 7 Prozent).

Die Entstehung von Diabetes Typ 2 wird dabei begünstigt durch genetische Veranlagung, Übergewicht, Bewegungsmangel und weitere Risikofaktoren wie fettreiche Ernährung. Starker Harndrang, Schwächegefühl, Durst und trockene Haut sind typische erste Anzeichen für einen Diabetes. Da die Zuckerkrankheit das Abwehrsystem schwächt, sind Diabetiker anfälliger für Infektionskrankheiten wie z.B. Blasenentzündungen.

200 Menschen erblinden in Österreich jährlich als Folge

Diabetes Typ 2 gilt als eine der größten Risikofaktoren für Herz-und Kreislaufkrankheiten, sowie für die Verkalkung von Arterien (Arteriosklerose). Laut einer Erhebung des schwedischen Karolinska Instituts hat jeder zweite Mensch, der einen Herzinfarkt erleidet, Diabetes, aber zwei von fünf Diabetikern wussten vor dem Infarkt nichts von ihrer Diabeteserkrankung. Infolge der Erkrankung leidet ca. jeder dritte Diabetiker durch die Schädigung der feinen Gefäße im Augenhintergrund, an diabetischer Retinopathie. In Österreich erblinden rund 200 Menschen jährlich an den Folgen von Diabetes mellitus. Weitere Komplikationen sind eine Erhöhung des Augeninnendrucks (Glaukom, grüner Star) und Linsentrübungen (grauer Star).

Der Vorstand der Abteilung „Innere Medizin“ und stellvertretende Ärztliche Direktor im Franziskus Spital Landstraße, Joakim Huber, betont: „Besonders wichtig ist, diese heikle Erkrankung so früh wie möglich zu diagnostizieren und die notwendigen Maßnahmen abzustimmen. Diabetes ist mit großem zeitlichem und organisatorischem Aufwand für die Betroffenen verbunden. Die meisten Therapien für Diabetes sind ambulant. Ein stark entgleister Blutzuckerspiegel erfordert dennoch oftmals einen stationären Aufenthalt.Die gute Nachricht ist: Eine Lebensstilveränderung mit reduzierter Kalorienzufuhr, sowie regelmäßiger und moderater Bewegung führt zu erstaunlichen Erfolgen.

Frühstücksverzicht begünstigt Diabetes-2 Risiko

Apropos Lebensstil: Aktuelle epidemologische Studien haben gezeigt, dass der Verzicht auf ein Frühstück mit einem Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden ist. Allerdings konnte bislang nie nachgewiesen werden, in welchem Zusammenhang dies mit Adipositas zusammenhängt. Adipositas ist ein bedeutender Risikofaktor für das Auftreten von Typ-2-Diabetes. Es konnte gezeigt werden, dass adipöse Menschen im Vergleich zu Normalgewichtigen häufiger auf das Frühstück verzichten. Darüber hinaus wird der Frühstücksverzicht mit einer Zunahme des Gewichts diskutiert. Das Forscherteam um Sabrina Schlesinger, Leiterin der Nachwuchsforschergruppe Systematische Reviews am Deutschen Diabetes Zentrum (DDZ), verglich dazu Männer und Frauen in sechs Langzeitstudien unter Berücksichtigung des Body-Mass-Index (BMI). Die Ergebnisse der Studie zeigen eine Dosis-Wirkungs-Beziehung. Konkret bedeutet das, mit steigender Anzahl der Tage, an denen nicht gefrühstückt wurde, stieg das Diabetesrisiko an. Das stärkste Risiko wurde für den Verzicht von Frühstück für 4-5 Tagen pro Woche beobachtet. Ab dem 5. Tag in Folge des Verzichts auf ein Frühstück wurde kein weiterer Anstieg im Risiko ermittelt. „Dieser Zusammenhang ist zum Teil auf den Einfluss des Übergewichts zurückzuführen. Selbst nach Berücksichtigung des BMIs ging der Frühstücksverzicht mit einem erhöhten Diabetesrisiko einher“, so Schlesinger.

Würfelzucker
Branchenprimus Nestlé will den Nutri Score nach Europa bringen: Dieser bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz auch empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe oder Proteine mit ein.
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© medinlive | 19.04.2024 | Link: https://app.medinlive.at/index.php/wissenschaft/im-vormarsch-415-millionen-diabetiker-weltweit