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Sensor soll Angststörungen bei Kindern vorzeitig erkennen

Wissenschafter aus den USA haben einen Bewegungssensor programmiert und getestet, der Angststörungen und Depressionen bei Kindern erkennen soll. Daraus resultierende Daten könnten eine zusätzliche Quelle für die Diagnose sein.

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Bei Kindern eine Angststörung zu erkennen, ist für Außenstehende oft schwer. Denn viele Anzeichen dafür sind oft subtil und bleiben unbemerkt. Aber es gibt durchaus Symptome, wie Paul Plener, Kinderpsychiater der MedUni Wien im Gespräch mit „Ö1“ ausführt. Ein Kind, das an einer Angststörung leidet, zeige ein starkes Vermeidungsverhalten. Es würde soziale, aber auch angstauslösenden Situationen vermeiden, so Plener.

Depressionen würden sich dagegen, ähnlich wie bei Erwachsenen, durch Antriebslosigkeit, gedrückte Stimmung, Schlafstörungen sowie Konzentrationsschwierigkeiten äußern. „Je jünger die Kinder aber sind, desto eher zeigt sich eine Depression durch eine reizbare Stimmung und häufig mit starkem Stimmungswechsel. Grundsätzlich sind Depressionen im Kindesalter aber seltener“, so Plenar gegenüber „Ö1“.

Diskrete Bewegungsmuster erkennen

Um erste Anzeichen einer Angststörung zu erkennen, haben Forscher in den USA nun einen Bewegungssensor programmiert und an rund 60 Kindern im Alter von drei bis sieben getestet. Der Sensor wurde den Kindern um die Hüfte gebunden, dann wurden sie in einem dunklen Raum geführt, in dem ein verdecktes Terrarium stand. Dort kam eine Plastikschlange zum Vorschein. Der Test ergab, dass sich Kinder mit Angststörungen anders dem Terrarium nähern. Bewegungsmuster, die so diskret sind, dass man sie nur über Bewegungssensoren erkennen könnte.

Plener sieht in diesem Verfahren zwar einen „ersten Schritt bzw. ein interessanter Ansatz in diese Richtung zu gehen“ aber „keine Überlegenheit zu den bekannten Screening-Verfahren“. Allerdings wird viel Forschung in diesem Bereich betrieben, etwa mit in Armbändern integrierten Sensoren, die Aufschluss über psychische Erkrankungen geben sollen. Diese Daten könnten in den Diagnoseprozess einfließen, etwa auch bei Personen mit Suizidgedanken. 

Wie viele Kinder in Österreich von Angststörungen und Depression betroffen sind, ist unklar. Die Zahlen schwanken je nach Erhebung. In einer Erhebung aus 2017 gaben zehn Prozent der 3.600 befragten Schüler in Österreich im Alter zwischen zehn und 18 an sie würden an einer Angststörung leiden, ein Prozent gab an, depressiv zu sein.

Kind Angst
Noch einmal zunehmen könnte die Angst, wenn etwa Erkrankungs- und Todeszahlen steigen, so die Meinung einer Notfallpsychologin.
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© medinlive | 19.04.2024 | Link: https://app.medinlive.at/index.php/wissenschaft/sensor-soll-angststoerungen-bei-kindern-vorzeitig-erkennen