Schweizer Mediziner:innen warnen vor Anabolika vom Schwarzmarkt

Anabolika sollen für eine zügige Zunahme von Muskelmasse sorgen. Der grösste Teil wird nicht im Spitzensport konsumiert sondern im Bereich des Krafttrainings. Laut dem Schweizer Zentrum für Suchtmedizin Arud werden die Produkte meist auf dem Schwarzmarkt im Internet besorgt und bergen Risiken für die Gesundheit.

red/Agenturen

Eine Untersuchung bestehender Fachliteratur zu Qualität und Quantität der verwendeten Inhaltsstoffe ergab, dass etwa 75 Prozent der Ware gefälschte Wirkstoffe oder eine Über- oder Unterdosierung enthält, wie „Arud“ am Dienstag mitteilte. Die Studienresultate enthalten Analysen von 5413 Proben, die in 19 verschiedenen Studien untersucht wurden.

36 Prozent der Ware vom Schwarzmarkt enthielt gefälschte Wirkstoffe und bei zusätzlichen 37 Prozent wurde eine Unter- oder Überdosierung festgestellt. Die Medikamente enthielten laut Studienleiter Raphael Magnolini entweder keinen aktiven Wirkstoff, einen anderen als den angegebenen oder eine andere Menge als angegeben. Teilweise wurden auch weitere, nicht deklarierte Wirkstoffe gefunden.

Viele Risiken aber lukratives Geschäft

Es drohen neben eine Überdosierung auch unerwünschte Effekte von beigemischten Wirkstoffen. Neben der besorgniserregenden Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, können die Substanzen zusätzlich mikrobiologisch kontaminiert sein, was bei einer Injektion mit einem erheblichen Infektionsrisiko einhergeht, wie es in der Mitteilung heisst.

„Der Gebrauch von hochdosierten Anabolika über einen längeren Zeitraum kann zu Herzproblemen, Unfruchtbarkeit sowie dem Wachstum der Brustdrüse führen. Er stellt ausserdem ein Risiko für diverse Krebserkrankungen dar und führt darüber hinaus zu psychischen Erkrankungen und zu einer Entwicklung eines problematischen Substanzkonsums“, wird Philip Bruggmann, Co-Chefarzt Innere Medizin bei der Arud, zitiert.

Ein Drug-Checking, wie es für psychoaktive Substanzen existiert, gibt es noch nicht. Die Arud prüft daher aktuell, ihr Angebot für Konsumenten von Anabolika zu öffnen.

Schätzungen gehen davon aus, dass in der Schweiz mehr als 200.000 Menschen im Verlauf ihres Lebens Anabolika konsumieren. Der Schwarzmarkt weist gemäss abgefangener Sendungen durch den Schweizer Zoll auf ein Multimillionen Franken Geschäft hin, wie es in der Mitteilung heisst.