„Das Argument, es gebe keine neuen Erkenntnisse, halte ich für dünn.“ Zuvor hatten die unionsregierten Länder in der Gesundheitsministerkonferenz eine entsprechende RKI-Bewertung eingefordert.
„Im Lichte der aktuellen Entwicklungen, vor allem in Österreich, brauchen wir einen Kompass. Was genau spricht also gegen eine aktuelle Bewertung durch die Experten des RKI?“, fragte Holetschek. „Dass Österreich die Isolationspflicht abgeschafft hat, lässt bei vielen Bürgern Fragezeichen zurück. Sie erwarten von uns völlig zu Recht eine professionelle Bewertung.“
Eine klare Entscheidung sei gerade auch mit Blick auf das Personal in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen wünschenswert gewesen. „Dort fällt das Personal in hohen Zahlen nahezu flächendeckend aus. Klar ist: In der Pandemie haben wir immer wieder gesehen, wie wichtig gute und zeitgerechte Kommunikation ist“, sagte Holetschek.
Lauterbach gegen Wegfall der Isolationspflicht
SPD-Chefin Saskia Esken warnte vor einer Aussetzung der Isolationspflicht. Damit würden ganze Belegschaften der kalkulierbaren Gefahr ausgesetzt, sich am Arbeitsplatz zu infizieren, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Donnerstag. Eine symptomfreie Infektion bedeute ja nicht, dass der Infizierte nicht ansteckend sei. „Die Isolationspflicht für jene aufzugeben, die nicht oder nur milde erkranken, wäre meines Erachtens falsch“, sagte Esken.
Derzeit müssen sich in Deutschland an Corona erkrankte Personen auch ohne Krankheitssymptome mindestens fünf Tage nach dem positiven Testergebnis isolieren, weil sie ansteckend sein könnten. Angesichts daraus folgender Personalausfälle hatte es in den vergangenen Wochen wiederholt Forderungen nach einem Wegfall der Isolationspflicht gegeben, etwa vom Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) lehnt dies bisher ab.