Metabolismus

Gründung des Cori-Instituts als Motor für die Stoffwechselforschung

Immer mehr Menschen sind von Stoffwechselstörungen betroffen. Stoffwechselprozesse spielen nicht nur bei der Entstehung der klassischen Stoffwechselstörungen wie Diabetes eine zentrale Rolle, sondern sind auch ursächlich an der Entstehung anderer weit verbreiteter „Volkskrankheiten“ einschließlich Infektionskrankheiten, Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen oder Erkrankungen des Immunsystems beteiligt. Es überrascht daher, dass die dafür verantwortlichen Stoffwechselprozesse im Vergleich zu anderen Fragestellungen noch wenig beforscht sind.

red

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) greift dieses sehr wichtige Thema auf und gründet in Kooperation mit der Universität Graz, der Medizinischen Universität Graz und der Technischen Universität Graz, die schon jahrelang bei diesem Thema im Rahmen von BioTechMed-Graz zusammenarbeiten, in der steirischen Landeshauptstadt das Cori-Institut für Metabolismusforschung.

Ein interdisziplinärer Forschungsansatz wird es erlauben, neue Wissensfelder zu betreten und überraschende Erkenntnisse zu gewinnen. Zelluläre Stoffwechselprozesse werden systematisch, experimentell und molekularbiologisch untersucht und mit Hilfe mathematischer Methoden modelliert. Fachvertreterinnen und Fachvertreter aus unterschiedlichen Disziplinen wie der Medizin, Mathematik, Informatik, Biologie, Chemie oder den Ingenieurswissenschaften werden in den Forschungsgruppen eng zusammenarbeiten. Diese neuen Zugänge wecken Hoffnung in Hinblick auf die Diagnose und Behandlung von entsprechenden Krankheiten, auch wenn es bis dahin noch ein weiter Weg ist. Die ersten Schritte sind mit der Gründung des Cori Instituts jedenfalls gesetzt.

Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung sagt: „Durch das Cori-Institut wird die Metabolismusforschung in Graz ausgebaut. Da unzählige Krankheitsverläufe auf Stoffwechselerkrankungen zurückgehen, handelt es sich hierbei um ein wichtiges Forschungsfeld dessen Erkenntnisse zum Wohle der Menschen eingesetzt werden können. Durch den Kooperationsvertrag und die Zusammenarbeit der Institutionen haben wir die Grundlage für Forschung auf Exzellenzniveau mit großer internationaler Reichweite geschaffen. Damit stärken wir zudem den Forschungsstandort Steiermark und somit auch ganz Österreich.“

Forschung mit Fokus auf Zivilisationskrankheiten

Montag unterzeichneten ÖAW-Präsident Heinz Faßmann, ÖAW-Vizepräsidentin Ulrike Diebold sowie die Rektoren der drei Grazer Universitäten den Kooperationsvertrag zur Gründung des Cori-Instituts. Heinz Faßmann sagt: „Die Gründung des Cori-Instituts ist herausragend und ein echter Meilenstein für die Forschung. Das wichtige Thema der Stoffwechselerkrankungen wird damit transdisziplinär behandelt, wie es im gesamten deutschsprachigen Raum bisher nicht erfolgte. Die Forschungsergebnisse, die im Cori-Institut erzielt werden, sollen so schnell wie möglich bei den Menschen ankommen. Perspektivisch soll sich Cori auch mit der Entwicklung von neuen Medikamenten befassen. Wir müssen die Brücke von der Grundlagenforschung zur Anwendung bauen.“

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften wird nach Vertragsunterzeichnung ein Search Committee einrichten, das eine Direktorin oder einen Direktor für das Cori-Institut sucht. In weiterer Folge werden die ersten Forschungsgruppen eingerichtet, die im kommenden Jahr ihre Arbeit aufnehmen sollen. Schritt für Schritt werden weitere Forschungsgruppen eröffnet, im Endausbau sollen es 10-15 Forschungsgruppen sein. Die Abstimmungen über das Gebäude, in dem das Cori-Institut untergebracht wird, stehen vor dem Abschluss.

Stärkung des Standorts Graz

Mit der Gründung des Instituts in Graz betont die Österreichische Akademie der Wissenschaften ihren gesamtösterreichischen Charakter und verleiht dieser Forschung internationale Sichtbarkeit. Exzellenten Forscherinnen und Forschern bietet sich hier nun eine neue Möglichkeit zur wissenschaftlichen Profilierung. Durch die Kooperation der drei Universitäten im Verbund BioTechMed-Graz sind schon jetzt hervorragende Forschungsbedingungen vorzufinden. „Ich freue mich sehr, dass Graz mit dem Cori-Institut für Stoffwechselforschung ein weiteres ÖAW-Institut erhält. Denn die Humantechnologie ist ein wissenschaftliches und wirtschaftliches Stärkefeld der Steiermark. Die enge Kooperation unserer Universitäten im Gesundheits-Bereich und die Errichtung des Cori-Instituts werden den Forschungsstandort Steiermark weiter stärken“, so Wissenschafts- und Forschungslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.

Rudolf Zechner, Director von BioTechMed-Graz ergänzt: „Das Cori-Institut stellt einen zusätzlichen ‚Quantensprung‘ für die bereits gut aufgestellte Stoffwechselforschung in Graz dar. Mit dem ‚Exzellenzinkubator‘-Konzept des Cori Instituts wird es gelingen, hoch talentierte, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Graz zu bringen und die besten unter ihnen am Standort zu halten.“

Enge Kooperation von ÖAW und Grazer Universitäten

Die wissenschaftliche Ausrichtung des Cori-Instituts im Detail und die Ausschreibung der Forschungsgruppen obliegt der ÖAW in Kooperation mit den Universitäten. Die großen und teuren Infrastrukturen wie Bibliotheken, Seminarräume, Speziallabore oder die IT werden gemeinsam genutzt. Die beteiligten Universitäten bauen die am Cori-Institut verfolgten Forschungsbereiche als „profilbildende Bereiche“ weiter aus und erweitern ihr diesbezügliches Studienangebot um ein neues Studium in Computational Biology.

Harald Kainz, Rektor der TU Graz: „Mit dem Cori-Institut für Metabolismusforschung kurbeln wir die Erforschung des menschlichen Stoffwechsels und dessen Erkrankungen an. Es war eine gute Entscheidung der ÖAW, diesen Fachbereich in Graz anzusiedeln. Die drei BioTechMed-Graz-Universitäten kooperieren sehr eng und bringen für dieses Thema spezifische Expertise ein – in experimenteller und numerischer Biologie und wir als TU Graz etwa in mathematischer Modellierung. Ich bin davon überzeugt, dass wir damit eine wissenschaftliche Stärke erreichen, die auch ein Magnet für junge, internationale Forschungstalente hier am Standort Graz ist.“

Peter Riedler, Rektor der Universität Graz: „Die Biowissenschafterinnen und -wissenschafter der Universität Graz leisten seit Jahrzehnten Bahnbrechendes im Bereich der Grundlagenforschung. Es freut mich außerordentlich, dass diese Expertise durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Cori-Institut noch raschere Anwendung findet und damit auch ein Profilbereich der Uni Graz, nämlich BioHealth, entscheidend gestärkt wird.“

Hellmut Samonigg, Rektor der Med Uni Graz: „Durch seine hohe internationale Sichtbarkeit im Bereich der Stoffwechselforschung – von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Forschung – und der herausragenden informatischen Expertise bietet sich Graz für die Etablierung des Cori-Institutes in besonderem Maße an. Wir sind davon überzeugt, dass die Bündelung der Kräfte der drei Universitäten, gemeinsam mit der ÖAW, eine besondere Strahlkraft weit über die Grenzen Österreichs hinaus entfalten wird – ein klarer Vorteil im Wettbewerb um die besten jungen Forscherinnen und Forscher für den Standort.“

Das Ehepaar Cori (Gerty Theresa und Carl Ferdinand) gilt als Ikone der Metabolismusforschung. Beide wurden 1896 in Prag geboren und haben dort auch Medizin studiert. 1921 waren sie in Wien und Graz sowohl klinisch als auch wissenschaftlich tätig. Sie verließen 1922 Österreich in Richtung USA und erhielten 1947 den Nobelpreis für Medizin.

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