In der Diskussionsrunde mit Gesundheitsexpertinnen, die live auf Facebook und YouTube übertragen wurde, sprachen die Frauen über den Umgang mit der Diagnose Krebs.
„Vorsorge, Früherkennung, Begleitung und Nachsorge durch die Hausärztin sowie den Hausarzt sind zentrale Punkte. Jede Patientin und jeder Patient soll die richtige Betreuung und die effektivste Therapie zum richtigen Zeitpunkt erhalten“, betonte Mona Knotek-Roggenbauer, Präsidentin der Europäischen Brustkrebs-Koalition und Europa Donna Österreich.
Krankheit spielerisch aufarbeiten
Ein wichtiges, aber wenig diskutiertes Thema, ist der Umgang mit Krebserkrankungen in der Familie, wie Martina Hagspiel von Kurvenkratzer, ansprach. „Bereits im Kindergarten- oder Volksschulalter sollte das Thema Krankheit spielerisch aufgearbeitet werden. Kinder sollen von Themen rund um Krankheit nicht ausgegrenzt werden, da sie merken, wenn etwas nicht stimmt. Grenzt man sie aus, lernen sie nur, dass man darüber offensichtlich nicht spricht. Den spielerischen Umgang mit so schwierigen Themen sehr früh zu lernen, stärkt die Ressourcen und Handlungsoptionen der Kinder“, hielt Hagspiel fest, deren Motto „Egal wie du über Krebs sprichst, Hauptsache du tust es!“ lautet.
Einen wichtigen Aspekt des Alltagslebens brachte Martina Denich-Kobula von Frau in der Wirtschaft Wien in die Diskussion ein: „Wichtig in der Arbeitswelt ist der offene und ehrliche Umgang miteinander. Daher sollten insbesondere bei einem längeren Krankenstand Arbeitgeber und Arbeitnehmer immer wieder miteinander kommunizieren. Denn beide Seiten brauchen Planungssicherheit. Nicht zuletzt sollte auch eine Rückkehr an den Arbeitsplatz, wenn der Betroffene es möchte, möglich und gut vorbereitet sein.“
Das sieht auch die Bloggerin Claudia Altmann-Pospischek so: „Arbeit schenkt einfach Selbstwert, füllt die Kasse und schafft ein soziales Umfeld abseits der family.“ „Als metastasierte Brustkrebspatientin kann man nie wieder in sein altes Leben einsteigen. Man braucht Dauertherapie, hat Nebenwirkungen, trägt einen großen psychischen Rucksack und muss mit finanziellen Einbußen zurechtkommen. Besonders vor dem Hintergrund, dass man mit neuen zielgerichteten Therapien mit Krebs als chronische Krankheit für einige Zeit gut leben kann. Für diese spezielle Situation gilt es in der Öffentlichkeit Bewusstsein zu schaffen.“
Konzepte zur medizinischen Betreuung
Die Therapiemöglichkeiten bei Krebs haben sich in den letzten Jahren stark verbessert. „Bei einer Brustkrebs-Erstdiagnose gehört die Genetik mit ins Konzept, um eine individuelle Therapieplanung zu ermöglichen“, betonte Daphne Gschwantler-Kaulich vom Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs am AKH Wien.
„Die Impfversorgung bei Krebspatienten ist in zweierlei Hinsicht zu sehen: Die Betroffenen haben besondere Anforderungen betreffend der Infektionsprophylaxe und sollen gut mit Impfungen abgeschirmt sein. Das Umfeld darf die Krebspatientin und den Krebspatienten nicht anstecken und muss besonders vor jenen Krankheiten geschützt sein, gegen die Krebspatientinnen und Krebspatienten selbst nicht geimpft werden dürfen – Stichwort Lebendimpfstoffe wie z.B. Masern“, appellierte Ursula Wiedermann-Schmidt, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie (ÖGVAK).
Berufsbild der Breast Care Nurse
Ein in der breiten Öffentlichkeit wenig bekanntes Berufsbild vertrat DGKP Elisabeth Wiedermann beim PRAEVENIRE Bloggertalk: „Ich betreue als Breast Care Nurse Frauen mit einer Brustkrebserkrankung. Mein Wunsch und Ziel ist es, dass sich jede Patientin die sich einem Brustgesundheitszentrum oder Brustkompetenzzentrum anvertraut, die Möglichkeit erhält, von einer Breast Care Nurse betreut zu werden“. Eine Breast Care Nurse unterstützt die an Brustkrebs erkrankten Frauen und deren Angehörigen. Sie übernimmt Aufgaben wie Beratung, Begleitung bei der Eröffnung der Diagnose aber auch die durchgängige persönliche Hilfestellung während des gesamten Behandlungsablaufs.
Ein wichtiges Bindeglied in der Versorgungskette von krebserkrankten Patientinnen und Patienten stellen Apotheker dar. „Apothekerinnen und Apotheker die das Onkologie-Zertifikat haben, werden als Spezialisten ausgewiesen. Sie haben ein vertieftes pharmazeutisches Wissen, wissen sehr genau über Wirkungen und zu erwartende Nebenwirkungen und Wechselwirkungen der Therapien Bescheid und sind am aktuellen Stand des Wissens, was moderne Optionen der Therapie betrifft. Sie werden auch geschult in der Kommunikation mit Betroffenen und Angehörigen in dieser besonderen Lebenssituation und wissen auch über unterstützende Maßnahmen Bescheid“, so Mag. Monika Aichberger, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich.
Aus der Sicht der acht Diskutantinnen war der Bloggertalk ein voller Erfolg, was sich auch in den 4.500 Zusehern der rund zweistündigen Diskussionsveranstaltung gezeigt hat. Denn speziell nach einer Diagnose Krebs ist für Betroffene und deren Angehörige der Erfahrungsaustausch über die Erkrankung extrem wichtig, betonten die Teilnehmerinnen. Neben der Recherche auf Internetseiten, Blogs, Gruppen und Themenseiten in Social Media, hat allen voran Facebook einen hohen Stellenwert Rolle bei Erkrankten. „Im Rahmen des PRAEVENIRE Bloggertalks zum Thema Krebs besprachen, diskutierten und interpretierten wir das PRAEVENIRE Seitenstettener Manifest zur onkologischen Versorgung Österreichs aus verschiedenen Perspektiven und belebten es“, resümierte Mona Knotek-Roggenbauer die erfolgreiche Premiere.