Untersucht wurden demnach 1800 Patienten, von denen die Hälfte Placebos erhielt. Allerdings warnen die Forscher*innen nach dem vollständigen Ergebnis der fortgeschrittenen klinischen Studie (Phase III) vor schweren Nebenwirkungen wie Hirnblutungen und -schwellungen bei einigen Patienten. Zudem wirkt das Medikament nur, wenn es im frühen Stadium verabreicht wird - Alzheimererkrankungen werden aber oftmals recht spät erkannt.
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Die Erkrankung des Gehirns führt zum Verlust von geistigen Funktionen wie Denken, Sprache, Urteilsfähigkeit und Orientierung sowie zum Absterben oder einer starken Schädigung von Gehirnzellen vor allem in der Hirnrinde. Auch die Fähigkeit zum sozialen Austausch geht verloren.
Charakteristisch für die Erkrankung sind Ablagerungen der Proteine Amyloid-beta und Tau im Gehirn. Sie können zum Absterben der Gehirnzellen und zum Schrumpfen des Gehirns führen.
Studie weist aber auch auf deutliche Nebenwirkungen hin
Das von der US-Pharmafirma Biogen und dem japanischen Unternehmen Eisai entwickelten Antikörper-Medikament zielt auf die Ablagerungen des Amyloid-beta-Proteins ab, allerdings nur in den frühen Phasen von Alzheimer. Die Krankheit heilen kann auch das Medikament nicht.
Dennoch begrüßten Forscher und Patientenvertreter die Ergebnisse der Studie. „Das ist das erste Medikament, das eine echte Behandlungsmöglichkeit für Menschen mit Alzheimer bietet“, sagte der Leiter des britischen Demenz-Forschungsinstituts, Bart De Strooper. Zwar scheine der „klinische Nutzen noch begrenzt“ zu sein, aber es sei zu erwarten, dass er deutlicher werde, wenn das Medikament über einen längeren Zeitraum verabreicht werde.
Tara Spires-Jones, die Programmleiterin am britischen Demenz-Foschungsinstitut, wies allerdings darauf hin, dass es noch unklar sei, ob die „bescheidene Verzögerung“ des kognitiven Abbaus „einen großen Unterschied für Menschen mit Demenz bedeutet“. Es seien längere Studien erforderlich, um sicher zu sein, „dass der Nutzen dieser Behandlung die Risiken überwiegt“, forderte sie.
"Das ist nicht das Ende der Reise für Lecanemab - es wird in weiteren Studien untersucht, wie gut es über einen längeren Zeitraum funktioniert“, sagte der stellvertretende Forschungsleiter der britischen Alzheimergesellschaft, Richard Oakley. „Die Sicherheit von Arzneimitteln ist von entscheidender Bedeutung, und Lecanemab hatte Nebenwirkungen“. Aber diese würden bei der Entscheidung über die Zulassung des Medikaments genau untersucht, um zu sehen, ob der Nutzen die Risiken überwiege.
Biogen und Eisai hatten im vergangenen Jahr schon einmal das Alzheimer-Medikament Aduhelm auf den US-Markt gebracht, aber es gab erhebliche Kontroversen über den Nachweis seiner Wirksamkeit. Die Zulassung durch die US-Behörde FDA führte zum Rücktritt von drei hochrangigen FDA-Vertretern, zudem schränkte die Behörde die Anwendung ein.
von Sara HUSSEIN/AFP