Prävention

Österreich hat Aufholbedarf

Bei den neuesten EUROSTAT-Daten zu den „gesunden Lebensjahren“ für EU-Bürger schnitt Österreich laut der europaweiten Studie eher schlecht ab. Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres betrachtet die Ergebnisse ambivalent: „Einerseits ist die Validität der Daten im europäischen Vergleich zu hinterfragen, andererseits muss man zur Kenntnis nehmen, dass sich die Österreicherinnen und Österreicher offenbar vermehrt ‚krank‘ fühlen.“

red

Österreich liege nämlich laut der Studie deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 64,2 „gesunden Lebensjahren“. Bei Frauen sei es mit 57,1 Jahren der viertletzte Platz unter den 28 EU-Staaten, Männer lägen mit 57 Jahren an der fünftletzten Stelle. Für Szekeres seien aber die subjektiv erhobenen Daten „ganz schlecht vergleichbar“.

Der Ärztekammerpräsident verweist dabei auf die unterschiedlichen Methoden bei den Befragungen: „In Skandinavien befragte man die Menschen digital, in Ländern wie Griechenland und Zypern dagegen mit Papier und Kugelschreiber.“ Dazu komme eine „hohe Fehleranfälligkeit bei den Übersetzungen der Fragebögen in die vielen verschiedenen Sprachen“, so Szekeres. Dennoch sei für Szekeres „eindeutig“, dass man die Ergebnisse in Österreich ernst nehmen müsse. „Unser Gesundheitssystem ist auf einem sehr hohen Niveau – und trotz vieler Beschwerden können die Menschen aufgrund der medizinischen Leistungen ein hohes Alter erreichen – doch in die Prävention und Gesundheitsvorsorge wird viel zu wenig investiert“, mahnt Szekeres in Richtung der Verantwortlichen.

„Das Gesundheitssystem in Österreich wird erst aktiv, wenn man krank ist“, resümiert Szekeres die Studienergebnisse und nennt als jüngstes Paradebeispiel den fehlenden Nichtraucherschutz, den man auch in Europa sehr gut objektiv vergleichen könne. „In vielen Staaten gibt es ein Gesetz dazu, bei uns nicht. Die Folge davon sind unsere Lungenkrebspatienten, die zwar von uns exzellent behandelt werden, aber dennoch mit dem Krebs kämpfen müssen“, so Szekeres abschließend.

Krankenhausflur
Beklagt werden in der Umfrage insbesondere die hohen Frequenzen bei den „ungelenkten“ Spitalsambulanzbesuchen, die auch vergleichsweise oft in stationären Aufnahmen münden.
iStock - urfinguss