Nach Gesetzesverschärfung

Ungarinnen reisen für Abtreibungen nach Österreich

Angesichts verschärfter Gesetze in ihrem Heimatland reisen dutzende ungarische Frauen jede Woche nach Österreich um Abtreibungen vornehmen zu lassen. Obwohl Abtreibungen in Ungarn legal sind, berichten Frauen und Experten gegenüber „euronews“ von demütigender Behandlung und langen Wartelisten, die Frauen dazu bewegen ihre Schwangerschaften im Ausland abzubrechen. Ihr Hauptziel dabei: Österreich. 
 

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In Ungarn sind chirurgische Abtreibungen bis zur 12. Schwangerschaftswoche legal, aber Frauen müssen an zwei obligatorischen Sitzungen mit einem staatlichen Dienst teilnehmen. Die erste Sitzung dient dazu, sie über andere Möglichkeiten, einschließlich Adoption, zu informieren, während die Zweite die Gefahren des Eingriffs erläutert. Diese Konsultationen führen laut Experten zu Problemen, da die betreffenden Dienste überlastet sind und die Intonation als herablassend empfunden wird.

Aufgrund dieser Umstände entscheiden sich viele ungarische Frauen, insbesondere solche, die demütigende Erfahrungen gemacht haben, für Abtreibungen in Österreich. In österreichischen Kliniken werden wöchentlich etwa zehn bis 15 ungarische Frauen behandelt. Die Kosten für einen Schwangerschaftsabbruch in diesen Kliniken liegen zwischen 500 und 600 Euro, was etwa der Hälfte des durchschnittlichen monatlichen Gehalts in Ungarn entspricht. In Ungarn selbst kostet eine Abtreibung nur 100 Euro.

In den letzten zehn Jahren wurden in Ungarn mehrere Gesetze verabschiedet, die den Zugang zu Abtreibungen einschränken, darunter das „Herzschlaggesetz“, das Frauen verpflichtet, den Herzschlag des Fötus vor einer Abtreibung zu hören. Trotz dieser restriktiven Maßnahmen ist die Anzahl der Abtreibungen seit September in einigen Regionen um bis zu 15 Prozent gestiegen.

Die Abtreibungssituation betrifft auch Flüchtlinge in Ungarn, insbesondere ukrainische Frauen, die aufgrund der restriktiven Gesetze in Ungarn oder Polen zurück in die Ukraine reisen müssen, um Abtreibungen durchzuführen. Die Gesetze in Ungarn werden im Vergleich zu westeuropäischen Ländern als problematisch angesehen, sowohl auf dem Papier als auch in der Praxis.

Die Frauenrechtsorganisation Patent in Budapest unterstützt monatlich 35 bis 40 ukrainische Frauen bei dem Zugang zu Abtreibungen und anderen sexual- und reproduktionsbezogenen Gesundheitsdiensten. Die Befürchtung besteht jedoch, dass die Gesetze in Ungarn in Zukunft noch restriktiver werden könnten.

Gynäkologischer Stuhl
Die Initiative Pro-Choice-Austria fordert eine Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und bessere Gesundheitsversorgung.
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