Der Kampf gegen Stigmatisierung und Diskriminierung „erfordert offene Kommunikation, mehr Aufklärung zu sicheren Verhütungsmitteln, ein niederschwelliges Testangebot sowie gute Versorgung bei Infektionen“, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). „Es ist wichtig, seinen Status zu kennen - für die eigene Gesundheit, aber auch für die Gesundheit von Sexualpartner:innen. Es gibt keinen Grund sich zu schämen, wenn man sich testen lässt. Es gibt keinen Grund sich zu schämen, wenn man sich um die eigene Gesundheit kümmert und medizinische bzw. psychologische Beratung und Betreuung in Anspruch nimmt. Gemeinsam können wir Übertragungsketten stoppen und unser globales Ziel - Aids bis 2030 zu beenden - erreichen.“
HIV-Tests werden kostenlos und anonym bei den Aids-Hilfen angeboten, in Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Oberösterreich und Wien. Zusätzlich sind Testungen bei praktischen Ärzt:innen möglich. Außerdem gibt es HIV-Selbsttests, die rezeptfrei in der Apotheke um rund 30 Euro erhältlich sind.
Im ersten Corona-Jahr 2020 war die Zahl neu gemeldeter HIV-Diagnosen national wie international deutlich gesunken, 2021 verzeichneten viele Länder - auch Österreich - einen Anstieg im Gegensatz zum Vorjahr. Trotzdem sanken die HIV-Diagnosen in der Europäischen Region der WHO 2021 insgesamt um 24 Prozent verglichen mit 2019, berichtete das Gesundheitsministerium.
PrEP teils noch mit beträchtlichen Hürden verbunden
In Österreich werden jährlich 300 bis 400 neue HIV-Diagnosen gestellt. Die Österreichische AIDS Gesellschaft (ÖAG) launchte eine Website und verwies auf die Möglichkeiten der medikamentösen HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP), die eine Etablierung einer HIV-Infektion verhindern könne, sollten HI-Viren übertragen werden. Die tägliche PrEP-Einnahme reduziere das Risiko einer Ansteckung um etwa 99 Prozent.
„In Österreich ist die PrEP grundsätzlich verfügbar. Allerdings ist sie teils mit beträchtlichen Hürden und Unkosten verbunden. Um aber das volle Potenzial der PrEP ausnutzen zu können, muss allen Menschen, die einem erhöhten HIV-Risiko ausgesetzt sind, diese ausgezeichnete Schutzoption zur Verfügung stehen. Die aktuelle Situation in Österreich bietet dies jedoch nicht: Selbst zu tragende Ausgaben sowie der Aufwand für notwendige Begleitmaßnahmen, die eine leitlinienkonforme und sichere Anwendung der PrEP ermöglichen, stehen einer effektiven HIV-Prophylaxe entgegen“, kritisierte ÖAG-Präsident Alexander Zoufal. Die PrEP sei bereits in fast allen westeuropäischen Ländern eingeführt und die Kosten werden vom jeweiligen Gesundheitssystem erstattet. Die Österreichische AIDS Gesellschaft fordert des auch hierzulande.
Im Vorjahr infizierten sich 376 Menschen in Österreich mit dem Virus. Die Aids Hilfe sieht dringenden Handlungsbedarf. Angesichts der aktuellen Entwicklungen könnten die vereinbarten globalen Ziele nicht erreicht werden, hieß es von UNAIDS. Bis 2030 hatte man erreichen wollen, dass 95 Prozent der infizierten Menschen ihren HIV-Status kennen. Davon sollten 95 Prozent eine Therapie erhalten und wiederum 95 Prozent davon sollten unter antiviraler Therapie einen Abfall der Viruslast unter die Nachweisgrenze erreichen.
ÖAG