Der Fachkräftemangel sei auch im Kindergarten spürbar, berichtete der Stadtrat. Es sei darum notwendig, mehr Personen in den Beruf zu bekommen. Bei der Erreichung des Ziels soll ein Fünf-Punkte-Plan helfen. So wurde etwa eine Imageoffensive gestartet, um den Beruf und dessen gesellschaftliche Stellung aufzuwerten. Zugleich will man die Ausbildungsplätze in den städtischen bzw. privaten sowie in den Bundesschulen erhöhen.
In Kooperation mit dem Wiener Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerförderungsfonds (waff) wird zudem die Ausbildung etwa in Collegs finanziell unterstützt. Ein weiterer Fokus liegt auf Quereinsteigerinnen bzw. Quereinsteigern. Diese würden häufiger im Beruf bleiben, wurde betont. Auch eine Ausbildungsinitiative für Fachkräfte aus der Ukraine wird es geben.
Umgesetzt werde die Offensive gemeinsam mit privaten Trägen, erläuterte Wiederkehr. Dass sich der Personalmangel in den städtischen Kindergärten und bei den privaten Einrichtungen gleichermaßen bemerkbar macht, bestätigten Kurt Burger, der stellvertretende Abteilungsleiter der MA 10 (Kindergärten), sowie Susanna Haas, die Pädagogische Leiterin St. Nikolaus Stiftung bzw. Vertreterin der Trägerinnen- und Trägerkonferenz. Laut Burger sind etwa im städtischen Bereich aktuell 360 Dienstposten unbesetzt.
Stadt will Männer für Job begeistern
Wiederkehr verwies heute auch auf die bereits erfolgte Erhöhung der Anzahl der Assistenzkräfte. Damit würden die Pädagoginnen und Pädagogen bereits entlastet, versicherte er. Letztere sollen übrigens ebenfalls mehr werden. „Das Ziel muss sein, deutlich mehr Männer für den Beruf zu begeistern“, sagte Wiederkehr. Aktuell liege deren Anteil noch deutlich vom zweistelligen Prozentbereich entfernt.
Die ÖVP reagierte eher skeptisch auf die Ankündigung. Zwei Jahre habe es gedauert, dass sich Bildungsstadtrat Wiederkehr zu einer „Ausbildungsoffensive“ für Wiens Kindergärten durchringen konnte, konstatierte die Volkspartei. „Es bleibt zu hoffen, dass sich diese nicht als nächster NEOS-Marketing-Schmäh entpuppt“, meinte VP-Bildungssprecher Harald Zierfuß in einer Aussendung. Eines der wichtigsten Ziele sei jedenfalls die Erhöhung der Zahl der Pädagogen pro Gruppe.
Wiens FPÖ-Klubobmann und Bildungssprecher Maximilian Krauss begrüßte die Initiative prinzipiell. „Allerdings wird eine Imagepolitur des Kindergärtners nicht ausreichen, um genügend Menschen für den Beruf zu begeistern“, mutmaße er. Er forderte in einer Aussendung unter anderem, das Gehaltsschema für Kindergärtner zu verbessern.