„Die Medizin wird immer weiblicher, Frauen stellen bereits mehr als die Hälfte des ärztlichen Personals. Es ist daher längst an der Zeit, dass wir Ärztinnen unsere Interessen in den Organen der Standesvertretung selbst vertreten“, betont Antonia Greb, Leiterin des Referats für Frauenpolitik in der Ärztekammer für Wien. Es sei zwar schade, dass es einen solchen Beschluss überhaupt brauche, so Greb, „aber Wahllisten, die auf den ersten zwölf Plätzen mit einer einzigen Frau auf Position elf antreten, wie bei der letzten Ärztekammerwahl, sind trauriger Beweis, dass es zumindest einer Selbstverpflichtung bedarf, um die Kolleginnen in der ärztlichen Standespolitik abzubilden“.
In Österreich gelte die Gleichberechtigung der Geschlechter. Niemand darf aufgrund des Geschlechtes benachteiligt werden. Greb: „Trotzdem sind wir gerade in der Medizin von dieser Gleichberechtigung noch weit entfernt aufgrund starrer hierarchischer Systeme, die insbesondere Frauen und Mütter strukturell benachteiligen. Dies spiegelt sich nirgendwo mehr wider als in den Führungsebenen – sowohl im Spital als auch in der Kammer.“ Das liege aber keineswegs an einer geringeren Leistungsbereitschaft der Frauen, sondern vielmehr an überholten Rollenverteilungen und dem mangelnden Willen, diese zu ändern. „Mit der Entscheidung der Vollversammlung für einen zumindest 40-prozentigen Frauenanteil wurde ein wichtiges Zeichen gesetzt. Ich hoffe, dass alle Fraktionen diese freiwillige Mindestvoraussetzung bei der nächsten Kammerwahl auch umsetzen und nicht behaupten, bis 2027 keine geeigneten Kandidatinnen gefunden zu haben“, so Greb abschließend.